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2.

Die S t e l l u n g d e r i d e a l i s t i s c h - u n i v e r s a l i s t i -

s c h e n G e s e l l s c h a f t s p h i l o s o p h i e z u S t a a t , W i r t -

s c h a f t u n d a n d e r e n T e i l i n h a l t e n d e r G e s e l l -

s c h a f t

Indem der soziologische Universalismus oder Objektivismus

jeder Art zuletzt alle Erscheinungen des geschichtlich-gesellschaft-

lichen Lebens erstwesentlich vom Über-Dir herleitet; und für die

Einzelnen erst noch die Gezweiung (Gemeinschaft), der Gliedhaftig-

keit hinzukommen läßt — leitet er notgedrungen alle gesellschaft-

lichen Erscheinungen von einem Vorgegebenen her, das ein G e i -

s t i g e s und damit ein Sinnvolles, Zweckhaftes ist.

Der Staat im besonderen kann nun nicht mehr ein bloßes Er-

gebnis zweckmäßiger Vereinbarungen der Einzelnen sein. Der Staat

ist nicht bloßer Nachtwächter, nicht bloßer Schützer von Leben

und Eigentum, nicht äußerlicher, werkzeuglicher Natur! In ihm

muß vielmehr etwas G e i s t i g - S c h ö p f e r i s c h e s liegen,

welches das Leben der Menschen zugleich formt und bildet, /

indem es ihm — auch äußerlich — dient. Wenn Platon sagt, der

Staat sei dazu da, die Bürger besser zu machen, so läßt er die utili-

tarisch-werkzeugliche Auffassung des Staates weit hinter sich und

schreibt ihm eine sittlich-erzieherische, das heißt aber: eine geistig-

schöpferische Aufgabe zu. Grundsätzlich Gleiches gilt von dem

größten Entsprechungsgebilde zum Staate, von der Kirche, die dem

religiösen Leben nicht nur mittelhaft, äußerlich dienen, sondern es

schöpferisch gestalten soll. — Sinngemäß gilt dasselbe auch von den

weniger umfassenden Anstaltsgebilden (Organisationen), es gilt von

der Familie, Schule, Kunstverwaltung bis herab zur Presse, zur Par-

teiorganisation, zum freiwilligen Vereine.

Nur die Wirtschaft nimmt nach dieser Gesellschaftsauffassung

eine Sonderstellung ein. Sie ist das „System der Mittel für Ziele“.

Zum Beispiel dient das Brot dem Nahrungsziele, der Quaderstein

für den Kirchenbau dem religiösen Ziele, Papier, Druckerschwärze

und Schnellpresse in der Bücherherstellung dem Ziele des Lernens

und Lesens. Daß bei der heutigen unternehmungsweisen Erzeugung

der Eigennutz des Unternehmens das eigentliche Ziel wäre, wie die

individualistische Schule annimmt, ist ein Irrtum. Dieser Eigennutz

steht vielmehr unter der logischen B e d i n g u n g der Zielgültig-

keit der durch ihn hergestellten Güter. Deren Mittelhaftigkeit ist