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fahrung bietet, zu ergreifen und zu deuten, sind überall Begriffsbe-

stimmungen nötig! Zum Beispiel kann die Statistik ohne sorgfäl-

tigste und genaueste Begriffsbestimmungen nicht einmal die Zahl

der Häuser oder der leerstehenden Wohnungen oder der Tot-

geburten zählen. Denn was als Haus, was als Wohnung, was als

Zimmer, was als Totgeburt anzusehen ist, unterliegt in vielen, vie-

len Grenzfällen dem Zweifel. Begriffsbestimmungen gehen aber

ihrerseits wieder überall auf die letzten grundsätzlichen Begriffe zu-

rück. Diese letzten grundsätzlichen Begriffe waren und blieben für

die nach-Comtische Soziologie allerdings rein individualistische.

Nichts war ihnen selbstverständlicher: als die Gesellschaft aus dem

Subjekte, dem Einzelnen zu erklären, als nützliche „gegenseitige

Hilfe“ dieser Einzelnen usw. Daher, um nur ein einziges Beispiel

anzuführen, der Utilitarismus die gesamte naturalistische Soziologie

beherrscht. Nur war sie sich dessen nicht so klar bewußt wie die alte

vertragsrechtliche Naturrechtslehre.

B. Die idealistische Gesellschaftslehre

Ein ganz anderes Bild bietet die idealistische Gesellschaftslehre

aller Zeiten. Die echt idealistische Philosophie drängt überall auf ein

Überindividuelles hin. Sie bleibt nicht bei dem handgreiflich Gege-

benen, Stofflichen, Einzelnen, Veränderlichen stehen, sondern sucht

gerade das Über-Handgreifliche oder Uber-Sinnliche, die Idee (Idea-

lismus, nicht Empirismus), das Uber-Stoffliche, den Geist (Geistes-

lehre: Ideenlehre, nicht Sensualismus, nicht Materialismus), das All-

gemeine (ideeller Realismus, nicht Nominalismus), das Unveränder-

liche (fester Wahrheitsbegriff statt des Relativismus). Dem Satze:

„Der Mensch ist das Maß aller Dinge“ tritt der Satz entgegen: „Gott

ist das Maß aller Dinge“. Es ist damit überall ein Ü b e r - I n d i -

v i d u e l l e s , d a s / v o r dem Einzelnen steht, gesetzt und aner-

kannt. Das bedeutet aber: U b e r s u b j e k t i v i s m u s o d e r

U n i v e r s a l i s m u s . Was ist Universalismus? Man kann ihn

grundsätzlich dadurch gekennzeichnet finden:

(1)

daß für ihn der Satz gilt: Das Ganze ist vor dem Teile, daß

daher

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