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ganze die Wesen jeweils sinnfällig wirklich nur in jenem Stadium

setzt, das der jeweiligen Umgliederung der Gesamtganzheit ent-

spricht. Das ändert aber nichts daran, daß die Wesenheit nur immer

als Wesenheit eines Seienden gedacht werden kann, als ein Sein, das

sich zu diesem genauen Wesen bestimmt hat, konkretisiert hat.

Hat es Sinn, einen Denkenden in seinem Wesen zu denken und

hinterdrein ihm seine Existenz als Eigenschaft abzusprechen oder

hinzuzufügen? Der Denkende ist begriffsgemäß nur als Seiender,

sein Wesen ist begriffsgemäß nur Wesen eines Seienden. Als nicht

seiend kann man nur Wesen, die begriffsgemäß nicht sein können,

wie z. B. „Flügelpferd“, denken; jedoch kommt ihren Grundteilen

das Sein zu, denn auch solche Begriffe entspringen nicht dem Leeren.

Ähnlich die axiomatischen Systeme der Mathematik (nicht-euklidi-

sche Geometrien). Bei solchen Begriffen kann man allerdings /

nicht unvermittelt auf ein Sein schließen, aber doch vermittelt.

Echte Substanzen kann man sie freilich nicht nennen.

Der Grund für die ganze Schwierigkeit liegt, wie schon dargelegt,

aber hier nochmals betont werden möge, ausschließlich in dem fal-

schen Seinsbegriff selbst, der das Sein zur leeren Verbindung der

Aussagen (Prädikate), zur Kopula, macht. Denkt man aber Sein als

Schaffen aus Geschaffen-Werden, denkt man demgemäß das Sein als

schaffendes Subjekt, dann fließt der Wesensinhalt aus dem Sein;

niemals aber kann umgekehrt das Sein zu dem Begriffsinhalte nach-

träglich hinzukommen.

Sein ist im ontologischen Sinne stets selbstisch, nie aussaglich zu

verstehen. Es ist stets setzend, niemals angeflogen.

Daher muß die Wesenheit immer sein, braucht aber allerdings

nicht immer sinnfällig zu sein; sie kann auch als Sein höherer

Ordnung (Vorsein) bestehen. Faßt man das Sein in dieser leben-

digen, ich-förmigen, schaffenden Weise, dann fällt es auch leicht,

das Setzende als nicht bereits in allen Stücken sinnfällig gesetzt zu

denken. Dann erkennt man, daß das Setzende als Ganzes im Vor-

sein verharrt, während es nur in gewissen Abschnitten oder Stadien

jeweils die sinnfällige Setzungsform annimmt. Damit ergibt sich als

entscheidender Unterschied jener von zwei Seinsarten, nicht aber

der von Sachgehalt und Dasein.

Der Ungewohnheit der Gedanken halber sei es erlaubt, das Vorstehende kurz

zusammenzufassen.