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hat sie eine eigene Bestimmung an sich. „Ausgliederung“ der Ganz-

heit ist nur möglich durch ein Formendes, das selber unverformt

bleibt, durch ein Setzendes, das selber ungesetzt bleibt, durch ein

Ausgliederndes, das selber unausgegliedert bleibt, das am Grunde

bleibt. Das Setzende / geht in seiner Setzung, die Ganzheit geht

in ihren Gliedern nicht unter (der Gedanke nicht im Worte und

Satze, der Staat nicht in seinen Bürgern, die Gattung nicht in ihren

Exemplaren). Wie die Einheit des Ganzen als selber unausgegliederte

es ist, die sich systematisch (das heißt unveränderlich und in diesem

Sinne zeitlos) ausgliedert, ebenso ist es wieder die selber unaus-

gegliederte Einheit, die sich immer neu ausgliedert, das heißt um-

gliedert. Das Entscheidende ist hier: daß im Wechsel der immer

neuen Ausgliederungen ein bei sich selbst Bleibendes oder Behar-

rendes, nämlich das Unausgegliederte der sich ausgliedernden Ganz-

heit (das Ich im Denken, das Leben in den Lebensakten, die Gat-

tung in den Lebewesen), das heißt die mit sich selbst dieselbe blei-

bende Ganzheit einerseits und die stets veränderten Ausgliederungs-

schritte andererseits einander gegenüberstehen. Es stehen also ein

Selbiges und ein Wechselndes einander gegenüber. Weil die Ganz-

heit in den Gliedern nicht untergeht, so geht sie auch insbesondere

nicht in der Fülle der stets neuen, der stets „anderen“ Ausgliederun-

gen, das heißt nicht in den Umgliederungen unter. Mit d i e -

s e m „ S e l b i g e n “ , d e m N i c h t u n t e r g e h e n d e n i n

d e r U m g l i e d e r u n g , i s t d a s Z e i t l o s e i n d e r

Z e i t a u f g e w i e s e n .

Und sowohl das Zeitlose wie das Zeitliche, das Gleiche wie das

Veränderliche an der Zeit ist uns innerlich begreiflich, da wir selbst

in unserem Denken und Handeln diese Einheit und Vielheit, das

Setzen und das Bei-sich-Bleiben des Setzenden (trotz der Vielheit

des Gesetzten), das Nicht-Ausfließen des Ausgliedernden im Aus-

gegliederten, unaufhörlich erleben und betätigen.

Z e i t i s t n i c h t d u r c h u n d d u r c h Z e i t , s i e i s t

n u r , i n d e m s i e ü b e r a l l Z e i t l o s e s e n t h ä l t . Wer

die Zeiterscheinung untersucht, findet sie bedingt durch das, was nie

in die Zeit heraustritt.

Indem es aber ein Überzeitliches ist, das auf dem Grunde alles /

Zeitlichen gefunden wird, erhält die Zeit Richtung. Man pflegt in

der Philosophie die Richtungen Vergangenheit, Gegenwart und