Previous Page  84 / 549 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 84 / 549 Next Page
Page Background

86

[89/90]

1.

Das Sein ist nicht einfach, sondern mehrfach. Der Einfachheit

des Seins stellen wir die gleichzeitige mehrfache Gesetztheit, die

Mehrfachheit oder Multiplizität des Seins, entgegen.

Diese gleichzeitige Mehrfachheit alles Seins führt von der erlei-

denden (passiven) Seite her zu dem Begriffe des „ S c h w e b e n s“.

Alles Sein ist als Dasein im Vorsein enthalten. „Enthalten-Werden“

heißt aber eben im S c h w e b e - Z u s t a n d e b e f i n d l i c h .

Sofern dasselbe Sein wieder ein Anderes setzend enthält (ausglie-

dert), schwebt es allerdings nicht, sondern enthält (trägt, stützt) ein

in Schwebe befindliches Anderes in sich. — Aktiv ist das Sein Set-

zen, Enthalten (Stützen), passiv ist es Schweben oder Gehalten-Wer-

den.

2.

Das Sein ist nicht unterschiedslos, sondern wesentlich als Vor-

sein und Dasein unterschieden und jedes konkrete Dasein ist aus

beiden gemischt. — Das Sein ist auch nicht unterschiedslos, weil es

die im Stufenbau vorgebildeten Merkmale setzender oder gesetzter

Ordnung zu sein, an sich hat. Es hat diese Merkmale alle zugleich

an sich.

3.

Das Sein ist nicht allein durch Einerleiheit mit sich selbst, son-

dern es ist zugleich durch Unterscheidung von seinem selbfremden

oder rückverbundenen Sein bestimmt. Nicht nur die Identi- / tät,

auch die Nicht-Identität mit sich selbst gehört zum Wesen des Seins.

Das Sein ist durch Selbgleichheit und Selbfremdheit bezeichnet. Für

jedes Sein (als zweites Sein genommen) gilt: A = A nur dadurch,

daß zugleich A = Non-A gilt, Selbgleichheit im Sein zweiter Ord-

nung nur durch Selbfremdheit oder Rückverbundenheit ist.

4.

Im Werden liegt nicht nur die „Verneinung“ des bisherigen

Seins. Die äußerlich erscheinende Verneinung, die in ihm als Ver-

änderung (als einem Anders-, also Nicht-mehr-so-Sein wie früher =

Nichtsein) tatsächlich liegt, ist kein begrifflicher Widerspruch. Da

im Sein nicht Unterschiedslosigkeit und reine Selbgleichheit, son-

dern auch Unterschiedenheit durch Selbfremdheit liegt, so ist das

Hervortreten eines Unterschiedenen, eines Anderen, eines Nicht-

mehr-so-Seins oder verhältnismäßigen Nichtseins nichts grundsätz-

lich Widersprechendes, nichts absolut Neues! Das u n t e r s c h i e -

d e n e o d e r A n d e r s - S e i n i m W e r d e n i s t n u r

d a s H e r v o r t r e t e n j e n e s U n t e r s c h i e d e n e n i n