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Persönlichkeit ins Spiel kommt, ergibt sich die Religion als ein Ver-

hältnis der Person zu Gott; endlich, da eine Person nur zu Persön-

lichem ein inneres Verhältnis haben kann, als ein Verhältnis von

Person zu Person, welches Verhältnis wieder notwendig ein Reales,

Konkretes unbedingt enthalten muß.

Aus der Ursprünglichkeit, Nichtabgeleitetheit des Glaubens folgt

im besonderen: G l a u b e k a n n n i c h t g e z e i g t w e r d e n ;

es kann nur dazu hingeleitet werden. Aller Glaube beruht auf un-

mittelbarem inneren E r l e b n i s des Transzendenten. Zwar ist das

Sein Gottes beweisbar, aber der Beweis setzt die Begreiflichkeit vor-

aus, das heißt, daß wenigstens die Ahnung, der Keim innerer Er-

fahrung der Gottheit vorhanden, erweckbar sei. Denn das absolut

gottblinde Gemüt gibt es nicht, weil jeder Mensch rückverbunden

ist. Voraussetzungen von Grunderfahrungen sind übrigens allen

Beweisen gemein: auch der Satz 2X2 = 4 kann nur bewiesen

werden, wenn die innere Erfahrung bestimmter Größen gemacht

und diese im Gedanken / festgehalten wird. Daher kann man

2X2 = 4 den im klinischen Sinn Blödsinnigen nicht beweisen.

„Glauben“ auch als Fürwahrhalten, als bloßes Meinen zu verste-

hen, ist ein Verfall des Denkens und unserer Sprache. Die urtüm-

liche Bedeutung von Glauben ist bekanntlich: sich angeloben; glau-

ben kommt von geloben, sich anvertrauen, Zuversicht. Diesem Wil-

lens-Zuversichts-Erlebniselement des Glaubens entspricht das Wort:

„Selig, die da glauben und nicht sehen.“ Daher auch Glaube und

Hoffen eng verbunden sind. Daher auch Glaube: B e w u n d e -

r u n g .

Daher auch Glaube und E r k e n n e n verbunden sind. Glaube

durchdringt den ganzen Menschen, auch sein Denken, sein Erken-

nen. Das ist der Sinn des alten C r e d o u t i n t e l l i g a m , ich

glaube, um zu erkennen.

Daher endlich: Glaube und W e r k . Der Glaube wird im Wol-

len und Handeln bekräftigt. Glaube ohne Werk wäre eine Halbheit,

ein Erlahmen, ehe es zur Auswirkung der im Glauben erlangten

Geistesgestalt kam.

Am Grund der Religion, so folgt aus allem, ist Glaube, Gott-

innigkeit. Der Glaube trägt als Ahnung oder Erfahrung des Über-

sinnlichen zugleich das Gepräge des Übersinnlichen an sich, ein Ge-

präge, welches durch ihn erst allen anderen Geistesinhalten aufge-