Previous Page  306 / 473 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 306 / 473 Next Page
Page Background

306

[277/278]

gegen die altarische Religion, in welchem er dazu gelangt, ihre

Götter für böse Dämonen zu erklären, und er gründet auch seinen

Monotheismus auf die kräftigste Reinigung des angestammten al-

tarisch-vedischen Glaubens, geht aber doch von / deren Grundlagen

aus, der Lichtreligion

1

. Das Christentum endlich ist ja in dieser

Hinsicht durch die Zweiheit seiner heiligen Urkunden, des Alten

Testaments neben dem Neuen, deutlicher als andere Religionen ge-

kennzeichnet.

Was bleibt dann noch für die Offenbarung? Wir antworten: der

mystische Urgrund der Religiosität und der daraus folgende Neu-

bau auf der gereinigten Grundlage des Alten!

Ein absoluter Neubau nämlich ist in der Religionsgeschichte

ebensowenig je dagewesen und ebenso unmöglich wie in der Geistes-

geschichte, Staatengeschichte, Rechtsgeschichte, Sittengeschichte.

Die N e u e r u n g ist in ihrem Kern Offenbarung oder kann

es wenigstens sein; das M a t e r i a l , mit dem sie aufbaut, kann nur

jenes sein, welches sie geschichtlich vorfindet. Was der Religions-

stifter subjektiv aus seinen Eingebungen und Gesichten macht, ist

schon zumeist nur noch eine menschliche Angelegenheit und keine

göttliche. Nur Einer war, der von sich sagen konnte „Ich und der

Vater sind eins“. Auch sein Werk aber vollzieht sich in der Ge-

schichte, nicht außerhalb von ihr.

Zusatz über Religionsgeschichte und allgemeine Geschichte

Es liegt im Wesen der Sache, daß die Religionsgeschichte von der

übrigen Geschichte nicht grundsätzlich getrennt sein könne! Die

Religionsgeschichte weist dieselben Züge auf wie alle andere Ge-

schichte; sie wird durch Einflüsse von oben, durch Erweckung, Ein-

gebung — O f f e n b a r u n g bestimmt.

Auch alle andere Geschichte, sagen wir, ist von derselben Art.

Die S t a a t e n g e s c h i c h t e beruht mit auf Eingebung von

oben: In der „Jungfrau von Orleans“ hat Schiller das Geheimnis

enthüllt, wie es in der staatlichen Geschichte zugehe. In der

G e i s t e s g e s c h i c h t e ist es ohnehin offenbar. Wir sehen die

Lehren eines Yajnavalkya, Platon, Aristoteles, Plotin, Meister

1

Siehe oben S. 79.