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geradezu Unernstes in die Mythen und den Polytheismus überhaupt

kommt

1

.

Ebenso muß der leere Aberglaube die Quelle des zügellosen

D ä m o n i s m u s u n d F e t i s c h i s m u s genannt werden. —

Sobald die exoterischen Sinnbilder und Lehren nur noch völlig

äußerlich genommen werden, sind sie ebenfalls eine Quelle von

Fehlausgliederungen in der Religion.

Im Hinblick auf die äußeren Formen der Gottesdienste, die

K u l t e u n d R i t e n , ist es abermals die Schwäche des magischen

Bewußtseins, welcher die schlimmsten Entartungen zur Last fallen,

nämlich: Menschenfresserei, Kinder- und Menschenopfer, Selbst-

verstümmelung, blutige Tieropfer, Tierdienste, Orgien, ferner lee-

res Zeremoniell, das ist sinnloses Gepränge magischer Zurüstungen

und Handlungen aller Art. Alles dieses ist zugleich Aberglaube.

Diese Entartungen waren auch schon im Zusammenhang mit religiösem Fana-

tismus zu erwähnen, da sie nicht nur der Schwäche des magischen Bewußtseins

allein, sondern auch des religiösen Bewußtseins überhaupt entspringen.

Endlich kann man als höhere Formen des Aberglaubens noch die

t h e o s o p h i s c h - g n o s t i s c h e

P h a n t a s t i k

betrachten,

weil auch sie unechtem Empfinden des Magischen und Mystischen

entspringt.

E.

D e i s m u s u n d P a n t h e i s m u s , R a t i o n a l i s m u s

u n d I r r a t i o n a l i s m u s

Auf diese stießen wir bereits, doch sind sie hier noch vom for-

mellen Vollzug des Rückverbundenheitsbewußtseins aus (nicht

ihrem philosophischen Gehalt nach) zu betrachten.

Das Rückverbundenheitsbewußtsein weiß das Glied im Ganzen,

den Menschen in Gott. Es kann daher entweder den einen Pol,

Gott, zu sehr zurücktreten lassen, ja fast verlieren, oder den an-

deren Pol, das Innesein des Gliedes im Ganzen, des Menschen /

in Gott zu sehr in den Vordergrund treten lassen. Das erstere ge-

schieht im radikalen D e i s m u s , welcher die Welt von Gott gänz-

lich trennt und Gott nur in der Transzendenz anerkennt. Das

letztere geschieht im radikalen P a n t h e i s m u s , welcher den

1

Beispiele hierfür führten wir oben aus Augustinus’ Gottesstaat an, siehe

S. 248.