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der Ergiebigkeit zu erfüllen. Zweitens: die Verhältnismäßigkeit zu

anderen Leistungen, eine Bedingung, die jeder, auch der notwendige

Beruf erfüllen muß. Wenn z. B. in einem Lande zuviel Beamte sind, ist

nur das Zuviel an Beamten unfruchtbar, nicht die Beamtenarbeit als

solche; gäbe es tausendmal soviel Maurer und Architekten, tausendmal

soviel Viehzüchter und Bauern, so wäre auch dieses Zuviel unfruchtbar,

trotzdem es sich um die wichtigsten Lebensbedürfnisse handelt.

Drittens: das gleiche gilt von der Gedeihlichkeit, die ja nur eine

Verhältnismäßigkeit in der Zeit darstellt und den Raubbau einerseits,

das Liegenlassen fruchtbarer Kräfte andererseits zum Gegensatz hat.

Aus den zwei letzteren Bedingungen folgt mit logischer

Notwendigkeit:

die

W e s e n s g l e i c h h e i t

a l l e r

L e i s t u n g e n f ü r d i e Z i e l e r r e i c h u n g (bei bestimmt

gegebenem

Wohlstandsgrad);

und

damit

wieder:

die

W e s e n s g l e i c h h e i t

d e r

F r u c h t b a r k e i t

s ä m t l i c h e r l e i s t e n d e n S t ä n d e u n d B e r u f e . Dies auf

die verschiedenen Umstände des Leistens angewandt, ergibt:

1. Die F r u c h t b a r k e i t d e r S t ä n d e i s t u n a b h ä n g i g

v o n d e m I n h a l t d e s Z i e l e s ; w e n n n u r d i e

V e r h ä l t n i s m ä ß i g k e i t g e w a h r t w i r d . Ob an Nahrung,

Kleidung, Wohnung oder an Kleinodien, Luxusbedienung (z. B. ein

geputzter / Pförtner zum Staatmachen) gearbeitet wird, ist

bedeutungslos für die Frage der Fruchtbarkeit eines Standes: wenn nur

die Verhältnismäßigkeit zu anderen Ständen gewahrt wird. Zum

Beispiel pflegt man herkömmlicherweise zu trennen notwendige

Erzeugung und Luxuserzeugung. Für die Fruchtbarkeit eines Standes

sagt diese Unterscheidung jedoch gar nichts. Denn die Fruchtbarkeit

eines Berufsstandes ist ihrem Begriffe nach nur als Fruchtbarkeit

höherer Ordnung (das ist nach Verhältnismäßigkeit) möglich. Die

Erzeugung von Gütern, welche nicht den unentbehrlichen Lebenszielen

dienen, ist durchaus nicht überflüssig oder unrationell. Vielmehr ist es

eine bloße Angelegenheit des Reichtums, der Wohlhabenheit, des

verhältnismäßigen Überflusses oder Mangels an Gütern, wie weit jeder

Einzelne oder die Gesamtheit in der Bedürfnisbefriedigung gehen kann:

je reicher eine Wirtschaft, um so unwichtigere Ziele werden (bei fester

Gegebenheit dieser Ziele) erreichbar, um so unwichtigere Arbeiten

daher fruchtbar! Umgekehrt: je ärmer eine Wirtschaft, um so mehr muß

sie sich auf die notwendigen Tätig-