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wäre Hitler die geplante Besetzung der Schweiz gelungen, so hätte nur der Ver-
such, illegal nach Spanien zu entkommen, Karrer vielleicht retten können.
Karrers schriftstellerisches Werk fällt durch seine thematische Spannweite auf.
Der Bogen reicht von kirchengeschichtlichen Monographien zur Sammlung und
Interpretation mystischer Texte, vom Gebet- und Meditationsbuch zur biblischen
Theologie und Schriftübersetzung, von der Religionswissenschaft zu theologischen
Zeitfragen, von der Behandlung religiöser Lebensprobleme zur ökumenischen
Theologie. Darin zeigt sich auch, daß Karrer von einer Theologie als „l’art pour
l’art“ und Schreibtischgelehrsamkeit ebenso weit entfernt ist wie von bloß modi-
scher, journalistischer Aktualität.
Die Hauptwerke: Franz von Borja, 1921; Ignatius von Loyola: Briefe und
Unterweisungen, 1921; Augustinus: Das religiöse Leben, 1925; Meister Eckhart:
Das System seiner religiösen Lehre und Lebensweisheit, 1926; Textgeschichte der
Mystik (3 Bd.), 1926; Franz von Sales: Philothea, 1926, Neubearb. 1961; Nach-
folge Christi, 1927, Neubearb. 1960; Seele der Frau, 1932; Das Religiöse in der
Menschheit und das Christentum, 1934, 4. Aufl. 1949; Urchristliche Zeugen,
1937; John Henry Newman: Die Kirche (2 Bd.), 1945/46; Neues Testament,
übersetzt u. erklärt, 1950, 4. Aufl. 1967; Um die Einheit der Christen, 1953; Das
Reich Gottes heute, 1956; Biblische Meditationen, 1958; Die Worte Jesu einst
und heute, 1963; Die christliche Einheit — Gabe und Aufgabe, 1963; Das Zweite
Vatikanische Konzil, 1966. — Daneben zahlreiche Übersetzungen und Ausgaben,
kleinere Schriften, Aufsätze in Zeitschriften und Sammelwerken, sowie Mitarbeit
an verschiedenen Lexika.
Die vollständige Bibliographie bis 1968 findet sich in den beiden Festschriften
zu Karrers 70. und 80. Geburtstag: Roesle-Cullmann, Begegnung der Christen,
Frankfurt u. Stuttgart 1959; Leuba-Stirnimann, Freiheit in der Begegnung, ebda
1969. Die autobiographische Skizze Karrers aus der ersten Festschrift wurde, von
ihm überarbeitet und ergänzt, in die zweite übernommen.
Neben der kirchenamtlichen indirekten Anerkennung, welche das vielfache
angefeindete Werk Karrers durch das II. Vatikanische Konzil erfuhr, durfte er
auch einige persönliche Ehrungen entgegennehmen: 1953 Ehrenbürgerrecht der
Heimatgemeinde (ergänzt 1968 durch eine Gedenktafel am Geburtshaus und 1972
durch Benennung der Hauptstraße nach ihm); 1958 Großes Verdienstkreuz der
Deutschen Bundesrepublik; 1965 Innerschweizer Kulturpreis; 1967 Ehrendoktorat
der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen; 1972 Ehrenmit-
gliedschaft der von ihm mitbegründeten Schweizerischen Theologischen Gesell-
schaft.