Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8950 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8950 / 9133 Next Page
Page Background

230

Grundsätzen vor, welche wieder auf Selbstsetzung und Selbstent-

gegensetzung zurückfuhren, bis wir zuletzt auf den ersten Ursprung

des Denkens der Wahrheit stießen, die Eingebung. — Nächst der

Selbstsetzung und Selbstentgegensetzung ist es die Eingebung, welche

uns vor allem die Hoheit des Denkens verstehen lehrt. In ihr sehen

wir die Quellen der intelligiblen Welt fließen, sie ist es, welche uns

den übersinnlichen Ursprung des Denkens der Wahrheit bezeugt; aus

ihr verstehen wir die Einheit von Denken und Sein, aus ihr mit einem

Worte die Göttlichkeit des Denkens der Wahrheit“ (Bd 17, 293).

C. Das g a n z h e i t l i c h e D e n k e n

Das ganzheitliche Verfahren, die ganzheitliche Logik, die ganz-

heitlichen Kategorien haben für den, dem sie zum ersten Male entge-

gentreten und der gewillt und bemüht ist, ihnen unbefangen entgegen-

zutreten, etwas Faszinierendes an sich, zugleich aber vielleicht etwas

Unheimliches oder Befremdendes. Faszinierend durch die, wie selbst-

verständliche, Einfachheit, ja „Primitivität“; unheimlich durch die

Un-Heimlichkeit, Un-Gewohntheit, durch das Un-Gewöhnliche und

Befremdliche ihrer Gedankenführung. Alles in die Zukunft Weisende

ist, wie vor allem die Kunst zeigt, in gewissem Sinne „primitiv“.

Spann denkt grundsätzlich anders, als die Wissenschaft bisher zu

denken pflegte, wenngleich sich in den letzten Jahrzehnten eine nicht

zu übersehende Tendenz zu einer ganzheitlichen Welt- und Lebens-

auffassung erkennen läßt. Diese Selbstverständlichkeit einerseits und

Befremdlichkeit andererseits ist dasselbe wie die Tatsache und der

Umstand, daß jeder natürlich empfindende Mensch und unvoreinge-

nommene Wissenschaftler als selbstverständlich anerkennen wird,

daß alles nur als Glied eines Ganzen existieren kann, niemand aber

bisher auf den Gedanken gekommen ist, diese G r u n d e r k e n n t -

n i s zu einer solchen des wissenschaftlichen und philosophischen

Verfahrens zu erheben und darauf eine Weltanschauung aufzubauen.

Woran liegt dies?

Es liegt letztlich daran, daß dahinter nicht bloß die persönliche

Auffassung eines Gelehrten, die geistige Haltung eines Philosophen,

die Lebenseinstellung eines Menschen steht, auch nicht bloß der Aus-