Previous Page  329 / 549 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 329 / 549 Next Page
Page Background

[367/368]

331

den, nicht „Materie“. Wollte man die Stofflichkeit vom Urpunkte

der Entstehung her mit Namen heißen, dann wäre sie mit Rücksicht

der in ihr waltenden Ordnung, mit Rücksicht darauf, daß in ihr

N e u e s h e r v o r t r i t t , welches durch Umbildung eines Vor-

sinnlichen in das Räumlich-Stoffliche und Sinnliche entsteht, zu

nennen: das H e r v o r t r e t e n d e , d a s S c h w e l l e n d e ,

d i e V ö l l e , d a s F e i s t e , d a s P l a s t i s c h e ; mit Rück-

sicht aber auf das Neue und Vielartige, das in diesem Vollen und

Schwellenden zur Erscheinung kommt, auch: die F ü l l e .

Als ein strahlender Erfolg unserer Lehransicht darf es empfunden

werden, daß im Stoffe als dem Hervortretenden, dem Vollen und

der Fülle die W e l t d e r S c h ö n h e i t s i c h e n t f a l t e t .

Der Morgen- und Abendhimmel, das Wunder des Kreises, Erschei-

nungen, die nicht durch die Lebewelt noch durch die Geisteswelt

mitgeformt sind, sind die Kronzeugen für die der stofflichen Welt

selbst arteigene Schönheit. Und wie himmel- / weit ist diese

Schönheit verschieden von der geistigen Schönheit der menschlichen

Gestalt, vom Flügelschlage des königlichen Adlers. Zum „Hervor-

treten“ gehört, wie sich ergab, die bestimmte, sich arteigen ver-

räumlichende Gestalt, insoferne die Verräumlichung nicht nur eine

hinausstrebende (erregende), sondern auch eine befassende (beschlie-

ßende, in sich behaltende und damit begrenzende) Tat in sich

schließt

1

. Zum Hervortreten gehört auch die Durchdringung des

Gestalteten mit Eigenschaft. Daher hat die Gestalt auch Fülle, ins-

besondere Farbe. (Die Rose des Abendhimmels.)

Hiermit ist unleugbar ein Wesentliches in der Daseinsebene der

stofflichen Welt zum Verständnis gebracht. D e n n d i e S c h ö n -

h e i t i s t v o n d e r l e b e n d i g e n W i r k l i c h k e i t d e r

M a t e r i e n i c h t z u t r e n n e n . Die Wüsten- und Felsen-

landschaft, der reine Tageshimmel, der bewölkte Abend- und Mor-

genhimmel, der goldene Sternenhimmel, ungezählte andere Natur-

erscheinungen, darunter nicht zuletzt jene geheimen, die im Labora-

torium des Physikers, Chemikers und Mineralogen auftreten, zeigen

uns die stoffliche Welt in übermächtiger, ihr selbst allein angehöri-

ger, urmäßig anmutender Schönheit. Wir wollen diese rein stoff-

liche Schönheit die „ e l e m e n t a r i s c h e S c h ö n h e i t “ nen-

1

Siehe oben S. 326 f. und 328 f.