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e i n a n d e r i n i h r e n E i g e n s c h a f t e n n i c h t s t ö r e n .

Dies können wir an der lebendigen Vorstellung eines der größten

Physikers aller Zeiten, Faradays, klarmachen.

„Faradays Kraftzentren“, schreibt Lohr, „sind... lediglich aus-

gezeichnete Stellen im Zustandskontinuum des Raumes“. „Die die

Zentra umgebenden Kräfte verleihen diesen die Eigenschaften ma-

terieller Atome und diese Eigenschaften wieder kombinieren sich,

wenn viele Zentra sich durch ihre vereinten Kräfte zu einer Masse

gruppieren... Nach dieser Auffassung ist die Materie durchaus

kontinuierlich... N a c h d i e s e r A u f f a s s u n g i s t d i e

M a t e r i e n i c h t n u r g e g e n s e i t i g d u r c h d r i n g -

l i c h , s o n d e r n j e d e s A t o m e r s t r e c k t s i c h s o z u -

s a g e n d u r c h d a s g a n z e S o n n e n s y s t e m . . ."

l

Hiermit stimmt der geniale Jaumannische Satz überein, daß an

jeder Stelle des „eigenschaftsbegabten Raumes“ alle Eigenschaften

gebunden vorhanden sind, einander also nach Maßgabe ihrer gleich-

zeitigen Erweckung durchdringen. Zum Beispiel durchdringen sich

nach der Lehre der heutigen Physik bei Tageslicht an jeder Stelle:

ein bestimmtes elektrisches Feld, magnetisches Feld, Schwerefeld,

Temperaturfeld und andere. Im Sinne unseres Lehrbegriffes des

Raumes würden wir dies so ausdrücken: daß sich überall alle Eigen-

schaften — sofern sie sich als Eigenschaften nicht stören — gleich-

zeitig verräumlichen können und ihre Räume daher einander

„durchdringen“. Welche / Eigenschaften aber in Wirklichkeit gleich-

zeitig sich verräumlichen und durchdringen, lehrt nur die Erfah-

rung.

Die Erscheinung der Durchdringlichkeit muß man ebenso wie

jene der Gestalt genau durchdacht haben, um das wahre Wesen des

Raumes zu verstehen. In der Durchdringlichkeit zeigt sich deutlich,

daß der Raum nicht ein totes Nebeneinander, Außereinander von

Örtern und nicht eine Menge von gegeneinander gleichgültigen

Örtern sei, und das heißt alles zusammen: ein Leeres sei, welches

nachträglich durch ein „Raumerfüllendes“ ausgefüllt würde. E r i s t

ein I n e i n a n d e r z a h l l o s e r V e r r ä u m l i c h u n g e n .

1

1

Erwin Lohr: Atomismus und Kontinuitätstheorie in der neuzeitlichen Physik,

Leipzig 1926, S. 26. — Die angeführten Stellen entnimmt Lohr aus Otto Buek:

Die Atomistik und Faradays Begriff der Materien, Marburg 1905. — Die obigen

Sperrungen stammen von mir.