Table of Contents Table of Contents
Previous Page  228 / 427 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 228 / 427 Next Page
Page Background

[259/260/261]

227

Urbruch und Urspannung zu bezeichnen sein, sofern je Folge-

brüche und Folgespannungen aus ihnen hervorgehen.

/

Um unsere Unterscheidungen deutlich zu machen, folge ein Beispiel, das auch

Früheres zusammenfaßt:

(1)

U r b r u c h d e r R e l i g i o n u n d P h i l o s o p h i e : Abwendung

von Gott; Abwendung vom Metaphysischen als Grundsatz der Philosophie

(zuletzt Atheismus); daraus geht hervor:

(2)

F o l g e b r u c h u n d F o l g e s p a n n u n g d e r W i s s e n s c h a f t :

Abwendung von einer verfahrenmäßigen Einstellung, die das Übersinnliche vor-

aussetzt, und Hinwendung zu einer verfahrenmäßigen Einstellung, die das

Übersinnliche als Voraussetzung der Wissenschaft unmöglich macht (empiri-

stische, postivistische, ursächlich-mechanische Wissenschaft).

(3)

F o l g e b r u c h u n d F o l g e s p a n n u n g e n d e r K u n s t (und

dadurch ausgelöste Spannungen): Abwendung von einem Kunststile, der das

Übersinnliche darstellt und Hinwendung zu einem Kunststile, der das Über-

sinnliche (mit seinen wechselnden Gegenständen) nicht mit darstellt, sondern

es vergeudet (naturalistische Kunst).

(4)

F o l g e b r u c h u n d F o l g e s p a n n u n g i n d e r S i t t l i c h -

k e i t : Abwendung von der Sittlichkeit, welcher Gott das Maß aller Dinge,

Hinwendung zu einer Sittlichkeit, der der Mensch das Maß aller Dinge ist

(individualistische und Utilitarische Sittlichkeit).

(5)

F o l g e b r u c h u n d S p a n n u n g e n i m S t a a t e : Abwendung

von einem Staate, der das Überindividuelle auf übersinnlicher Grundlage zum

Wesen hat, Hinwendung zu einem Staate, der aus dem Willen der Einzelnen

abgeleitet wird (individualistischer Staat; Liberalismus; Demokratie).

(6)

F o l g e b r u c h u n d F o l g e s p a n n u n g i n d e r W i r t s c h a f t :

Abwendung von einer überindividuell und ständisch gebundenen Wirtschaft mit

Standesgeist und Standesehre, Hinwendung zur Verkehrswirtschaft mit Eigen-

nutzen und freiem Wettbewerbe; „Arbeiterfrage“, „soziale Frage“ (individuali-

stische Wirtschaft, sogenannter Kapitalismus).

Für Bruch und Spannung innerhalb des S t u f e n b a u e s gilt sinngemäß das

gleiche. Urbruch und Urspannung in der äußeren Politik (Staatenbund) hat die

Folgebrüche und Folgespannungen in der inneren Politik (Staat, staatliche Unter-

ganzheiten, Staatsglieder) bei sich.

Da es sich hier nur um eine Kategorienlehre der Geschichte handelt, erinnern

wir abermals daran, daß diese Tafel lediglich Beispiele gibt und die Kategorien

auch dann gültig bleiben, wenn man mit den Beispielen für das, was als Bruch

und Spannung und also Fehlgestaltung angeführt wurde, nicht einverstanden

wäre. Man kann dann andere Beispiele zur Verdeutlichung der Kategorien ver-

wenden. Andrerseits behaupten wir / allerdings, daß gerade diese Tafel als Fibel

für jede Geschichtsschreibung dienen könne.

b. Z e i t l i c h e M i ß e n t s p r e c h u n g d e r B r ü c h e u n d

S p a n n u n g e n

Die Vorränge brauchen, um sich geltend zu machen, Z e i t . Es

ist verständlich, daß sie sich in verschiedenen Zeiträumen durch-

15*