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Geschlechterreihen (Gene- / rationenfolgen) gibt. Den 33jährigen

Durchschnitt damit zu begründen, daß der Enkel sich noch mit

dem Großvater berühre und so bei 33jährigem Durchschnitte der

Zeitraum eines Jahrhunderts eine gewisse Geschlossenheit erlange,

ist durchaus fadenscheinig. Über die Tatsache, daß in Wahrheit

jedes Jahr, ja jeden Tag eine neue Generation entsteht, kommt

man nicht hinweg. Warum sollen gerade jene, welche um 1800

geboren wurden, eine neue Geschlechterfolge begründen? In Wahr-

heit setzen die geistigen Wellen der Geschichte und die daraus zu

bildenden Zeitabschnitte nach ganz anderen Gründen an, nach

viel verwickelteren, viel freieren und auch viel geheimnisvolleren

Gründen! Neue Geschlechterfolgen entstehen täglich, aber die Ge-

danken und Tatsachen, die sie zu ergreifen und als Sache der Ge-

schichte zu führen haben, entstehen nicht täglich, sind nicht immer

da. „Der Geist (πνευμα) weht wo er will.“ Fruchtbarer und lebens-

wahrer dünkt uns daher die Unterscheidung von Gründern und

Entfaltern, welche zwar eine zeitliche Geschlechterreihe voraussetzt

(auch das nicht bedingungslos, wie z. B. der Entfalter Schellingischer

Gedanken, Hegel, älter war als der Gründer, Schelling, selbst!); aber

die Zeitpunkte nicht von leiblicher Lebensdauer, sondern von der

Tat des Geistes abhängig macht. Man sieht, daß die sogenannte

„Lehre vom Generationenwechsel“ insofern ein versteckter Materia-

lismus ist, als sie den Vorrang des Geistes nicht zur Geltung bringt.

Weiteres über die zeitliche Folge in der Geschichte siehe unten unter der

Kategorie der „Ebenbildlichkeit“

1

.

3.

Die Spannungen zwischen Mann und Weib. Zwittertum

Die Spannung zwischen Mann und Weib zeigt sich zunächst im

Bevölkerungsaufbau durch verschieden großen Frauenüberschuß, sei

es infolge des natürlichen Geburtennachschubes oder / infolge von

Wanderungen oder von Anhäufung bestimmter Gewerbe; z. B.

herrscht Männerüberschuß in Gegenden der Schwer- und Metall-

großgewerbe, vergrößerter Frauenüberschuß in anderen Groß-

gewerben (daß umgekehrt im Orient aus unaufgeklärten Gründen

1

Vgl. auch über die Frage der Geschlechterfolge mein Buch: Gesellschafts-

lehre (1914), 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 525 ff. [4. Aufl., Graz 1969, S. 622 ff.].

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