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Ganzheiten, sondern Zeitalter solcher. Vielmehr sind die Umgliederungsträger

der Geschichte in den Ganzheiten, Unterganzheiten und ihren Gliedern gegeben,

nämlich in den Staaten, Kirchen, Staatsgliedern, Kirchengliedern und so fort.

Diese Ganzheiten und Glieder sind es, die sich umgliedern und in ihrer Um-

gliederung gewisse Zeitalter, Zeitstufen bilden.

Die Bildung der geschichtlichen Zeitalter und ihre Unterscheidung in der

Geschichtsschreibung (Periodisierung), ferner ihre Ebenbildlichkeit und ihre Rück-

verbundenheit erfordert eigene Überlegungen.

XVI. Ebenbildlichkeit der Zeitalter.

Ihre Unterscheidung und Rückverbundenheit

A.

Die E b e n b i l d l i c h k e i t d e r Z e i t a l t e r o d e r

i h r e „ U n m i t t e l b a r k e i t z u G o t t “

Nach der Lehre vom Fortschritte sind alle früheren Zeitalter an

den späteren entwertet. Das Frühere ist Schutt und Grab. Nach

der Lehre von den Lebensstufen sind die Zeitalter schließlich eben-

falls alle wertlos, da auf die Jugend zuletzt Alter und Tod folgen,

die Geschichte also weder Ziel noch Sinn hat und alles blinder

Natursächlichkeit anheim fällt. Ranke sprach / dagegen im Geiste

der Romantik und des dialektischen Verfahrens das berühmte Wort,

dessen wir schon öfters gedachten, aus, daß alle Zeitalter „unmittel-

bar zu Gott“ seien. Wenn wir behaupten, daß die Zeitalter e b e n -

b i l d l i c h sind, behaupten wir im Grunde dieselbe „Unmittel-

barkeit“. Was das aber heißt und in welchem Sinne es gilt, muß

nun geklärt werden.

Die Kategorie „Gründung und Entfaltung“ lehrt uns die Einheit

des Zeitzusammenhanges erkennen; damit aber auch, daß dem

Wesen der Sache nach (also nach der Weise der Vollkommenheit)

j e d e s Z e i t a l t e r v o n d e n s c h ö p f e r i s c h e n K r ä f -

t e n , w e l c h e d i e g e s a m t e U m g l i e d e r u n g t r a -

g e n , g l e i c h u n m i t t e l b a r d u r c h d r u n g e n i s t . Wir

könnten auch sagen: daß das Ende schon am Anfange als das Be-

stimmende da ist, daß aber ebensogut der Anfang im Ende als

dessen Grundlage gegenwärtig ist. Das Lesenlernen ist schon Lesen

und das geübte Lesen ist nichts als Lesen in Freiheit, als entfaltete

Ausübung des Lesens. Sofern das Ende im Anfang bestimmend mit

dabei ist, könnte man das auch die t e l e o l o g i s c h e o d e r