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A. N i c h t u m k e h r b a r k e i t u n d D i n g l i c h k e i t

Abermals sind wir auf einem Punkte angelangt, wo uns die

Mängel des mechanisch-ursächlichen und atomistischen Ver-

fahrens auf ein anderes, das g a n z h e i t l i c h e V e r f a h r e n

hinführen, das die Natur von höherem Standpunkte aus zu be-

trachten imstande ist.

Die Nichtumkehrbarkeit des Naturgeschehens ist bis jetzt nur

verneinend bestimmt. Es ist nur gesagt, daß Richtung, Ein-

sinnigkeit dem Naturverlaufe nicht fehle. Die Richtung der Ent-

faltung und ihr Ziel kennen wir nicht. Die Entwertung und

Angleichung aller „Energien“, der sogenannte „Wärmetod“,

wäre ein Ziel, das wir deswegen nicht anerkennen können, weil

sich ihm das Schöpferische der Natur stets widersetzen wird.

Aber daß die Wärme vom Wärmeren zum Kälteren strömt, und

nicht umgekehrt, zeigt auch ohne „Wärmetod“ als letztes End-

ergebnis eine Gerichtetheit der Naturvorgänge an, die nichts

anderes als Entfaltung, Umgliederung bedeutet.

Umgliederung, Entfaltung vollzieht sich ferner in den che-

mischen Vorgängen. Aus den chemischen Verbindungen lassen

sich zwar die Anfangsstoffe meist wiedergewinnen. Aber die

chemischen Verläufe sind darum doch nicht umkehrbar. Wenn

z. B. Wärmezufuhr zu einem chemischen Zerfalle führt, so

Wärmeentziehung nicht wieder zum chemischen Aufbau, oder

man denke an sogenannte versible und nichtversible Kolloide

und dergleichen mehr. Der Grund hierfür ist nicht zu verkennen,

er liegt in der Einheit des Dinges. Methodologisch gesehen ist

es der D i n g b e g r i f f , der hier hereinspielt. Die chemischen

Veränderungen / bedeuten ein neues Werden, die Entstehung

n e u e r D i n g e , nicht aber die bloße Zusammensetzung und

Lagerungsveränderung der Teilchen (die umkehrbar wäre).

Die Physik und „Mechanochemie“ will es fälschlich nur mit

Eigenschaften, nicht mit Dingen zu tun haben. In Wahrheit kann

die Chemie die Tatsache, daß sie es mit Dingen zu tun hat, deren

Verwandlungen wieder dinghafter Natur sind, nicht verleugnen.

Erkennt man den Dingbegriff als maßgebend für die Chemie an,

dann ist es verständlich, daß das W e r d e n u n d V e r -

g e h e n d e r D i n g e n o c h w e n i g e r u m k e h r b a r i s t

a l s d a s d e r E i g e n s c h a f t e n , welche die heutige Physik

betrachtet. — Auf dem Gebiete der Radioaktivität, das wir,