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„Vergangen ist der lichte Tag,

Von ferne kommt der Glocken Schlag;

So reist die Zeit die ganze Nacht,

Nimmt manchen mit, der’s nicht gedacht.

Wo ist nun hin die bunte Lust,

Des Freundes Trost und treue Brust,

Des Weibes süßer Augenschein?

Will keiner mit mir munter sein?

Da’s nun so stille auf der Welt,

Ziehn Wolken einsam übers Feld,

Und Feld und Baum besprechen sich, —

O Menschenkind! was schauert dich?“

Die Nacht als Grund der Dinge spüren wir in Nietzsches

bekanntem Nachtliede: „Die Welt ist tief, Und tiefer als der

Tag gedacht . . o d e r in Lenaus geheimnisvollen Worten:

„Weil’ auf mir, du dunkles Auge,

Übe deine ganze Macht,

Ernste, milde, träumerische,

Unergründlich süße Nacht!“

Das Heilende der Nacht singt Hebbel:

„Und aus seinen Finsternissen

Tritt der Herr, soweit er kann,

Und die Fäden, die zerrissen,

Knüpft er alle wieder an.“

Die Herrlichkeit der Natur glänzt uns aus Goethes Gedichten

entgegen:

„Wie herrlich leuchtet

Mir die Natur!

Wie glänzt die Sonne!

Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten

Aus jedem Zweig

Und

tausend

Stimmen

Aus dem Gesträuch.

/

Und Freud’ und Wonne

Aus jeder Brust.

O Erd’, o Sonne!

O Glück, o Lust!“