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Gottes l e h r e , wie sie die Theologien der höheren Religionen ent-

werfen, kann daher nur unter Zuhilfenahme anderer Kultur-

elemente, nämlich aus der unter den Völkern jeweils erreichten

Höhe der Wissenschaft, der Kunst, des Gemeinschaftslebens, der

Sittlichkeit gebildet werden. Allerdings sind diese Kulturelemente

selbst wieder von der Religion her wesentlich vorgebildet.

Die begriffliche Lehre von Gott, welche alle Religionen ent-

wickeln, wird demnach zuletzt zwar auf dem Grund mystischer

Erfahrung aufgebaut, ist aber niemals u n m i t t e l b a r e r Aus-

druck dieser selbst, welche erst nachträglich durch Denken und

Erkennen aufgeschlossen, erst nachträglich gedeutet, in Begriffe ge-

bracht werden muß.

Es ist nun religionsphilosophisch von größter Bedeutung, festzu-

stellen, daß sich erst bei diesen nachträglichen Deutungen und Be-

griffsentwicklungen größere Unterschiede in der Gotteslehre der

Religionen und Philosophien ergeben. Erst dann kommt es auch

zu jenen grundsätzlichen Abweichungen, die wir schon früher be-

rührten: dem P a n t h e i s m u s , welchem fälschlich Gott und die

Welt eins sind, Gott in der Welt untergeht; und dem D e i s m u s ,

welchem (in seiner extremen Form) Gott schlechthin jenseits der

Welt ist, die sich selbst überlassen bleibt. Pantheismus und Deismus

kehren als grundsätzliche Denkfehler in den verschiedensten Fär-

bungen der religiösen Philosophien aller Zeiten und Völker wieder.

In den verschiedenen Ausprägungen des Gottesbegriffes liegen

demnach stets auch verschiedene Ausgestaltungen, Konkretisierun-

gen des Religiösen.

Allerdings ist das praktische religiöse Leben selbst gerade von

jenen Fehlern, dem Pantheismus und Deismus, fast immer frei, da

es aus innerer Notwendigkeit Gott oder die Götter nach p e r s ö n -

l i c h e r A r t auffaßt. Erst dadurch wird es ja möglich, ein reales

und konkretes Verhältnis zur Gottheit zu gewinnen. Weder zu

dem unpersönlich-allgemeinen, in der Welt aufgehenden Gott /

des Pantheismus, noch zu dem weltfernen des Deismus ist aber eine

konkrete Beziehung des Menschen denkbar.

Die mystische Erfahrung kennt nur den e i n e n Gott, jenen,

welcher Seele und Welt, Himmel und Erde durchdringt. Sie ist

daher ihrer Natur nach noch m o n o t h e i s t i s c h . Erst wenn der

e i n e Gott in Weltferne versinkt, treten die einzelnen Götter her-