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nicht eigens hervorhebt; woraus wieder die Allgemeinheit des Unsterblichkeits-

glaubens bei den Griechen folgt.

Die gleiche mystische Urunterscheidung liegt, so darf man behaupten, der

Trennung des Ba, der Geistseele, vom Ka, der Lebensseele, in der ägyptischen

Religion zugrunde — wie auch im besonderen die Bedeutung beider Begriffe,

die bekanntlich heute noch strittig ist, von der Ägyptologie bestimmt werden

möge

1

. Es wird von da aus als eine durchaus e x o t e r i s c h e Religionsübung

der Ägypter klar, daß der Körper einbalsamiert und so dem Ka gleichsam als

weiteres Werkzeug erhalten werden sollte.

Die indische Lehre bietet eine ähnliche Scheidung des âtman — das ist das

Ur-Ich, das Selbst, der Seelengrund — von den geistig-sinnlichen Kräften, der

tanu. — Die bekannte buddhistische Lehre vom menschlichen Ur-Ich als nicht-

phänomenal zum Unterschied von allen Seelenkräften als phänomenal ist zwar

(als Auslegung der wahren Doctrin) umstritten, besagt aber dasselbe. Die gleiche

Unterscheidung der himmlischen und körperlichen Seele findet sich auch bei den

Chinesen.

Im Li Gi lesen wir: „Fang Schi sagt: Die Atemseele (Hun Ki [Geistseele])

kehrt zum Himmel zurück, die Körperseele (Hing Po) kehrt zur Erde zurück.

Darum besteht das Ziel der höchsten Bildung darin, diese beiden zu einer Ein-

heit zu verschmelzen“

2

.

Ähnlich steht es bei den Naturvölkern, jedoch wird hier die Zahl der Seelen

leicht ins Vielfache gesteigert

3

.

Deutlich bringt auch die Manichäische Lehre des sogenannten

Fihrist (das ist ein Bericht über Manis Lehre von dem Geschick der

Seele) die Unterscheidung zweier Seelen zum Ausdruck. Nach dem

Tod steigt die Seele des Wahrhaftigen bis zur Mondsphäre em- / por;

in den Körpern bleiben die „Kräfte“, welche den zweiten Seelen-

bestandteil, die zweite Seele bilden. Dieser steigt „erst später auf,

und zwar zunächst zur Sonne. Daß sich die beiden Bestandteile vor

der Vergottung [nämlich nach dem Weltuntergang, dem Gericht],

wieder vereinigen müssen, sollte klar sein“, belehrt uns ein Kenner

wie Richard Reitzenstein

4

.

Wie schon diese wenigen Beispiele zeigen, haben wir mit der

aus mystischer Gottverwandtschaftserfahrung des Menschen folgen-

den Unterscheidung von Seelengrund und Seelenkräften, welche

exoterisch zur Annahme mehrerer Seelen im Menschen führt, einen

1

Die Ansichten weichen darüber heute noch sehr voneinander ab, vgl. z. B.

in Alfred Bertholet und Eduard Lehmann: Lehrbuch der Religionsgeschichte,

Bd 1, 4. Aufl., Tübingen 1925, Hans Ostenfeldt Lange, S. 471 und Edvard

Lehmann-Lund, S. 44.

2

Li-Gi, Das Buch der Sitte des älteren und jüngeren Dai, deutsch von Richard

Wilhelm, Jena 1930, S. 266.

3

Vgl. Edvard Lehmann-Lund im Lehrbuch der Religionsgeschichte, S. 44.

4

Richard Reitzenstein: Das iranische Erlösungsmysterium, Bonn 1921, S. 35.