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trennt sein, ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden", kurz die

fünf „Gruppen des Anhaftens“ sind Leiden. Und diese fünf Gruppen (khandas)

sind: Körperlichkeit, Empfindungen, Vorstellungen, Gestaltungen, Bewußtsein

1

.

Die E n t s t e h u n g d e s L e i d e n s (2) ist der Durst, der von Wieder-

geburt zu Wiedergeburt führt. Nur die Aufhebung des Durstes, durch gänzliche

Vernichtung jeglichen Begehrens, führt zur Erlösung. Zur A u f h e b u n g d e s

L e i d e n s (3) führt der achtteilige P f a d (4), der da heißt: „Rechtes Glauben,

rechtes Entschließen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben,

rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken“

1

.

Nähme man das alles buchstäblich, dann wäre dem Buddhismus

das ganze menschliche Dasein nichtig, der Wert des Lebens und

damit das Leben selbst verneint. Allein das widerspricht dem Wesen

der Religion ebenso wie der „Atheismus", den Europäer der

Buddhalehre fälschlich zuschrieben. Es ist daher schwer zu glauben,

daß alle jene Sätze, namentlich die Fundamentalsätze vom Leiden,

in d i e s e r F a s s u n g von dem großen Ekstatiker Buddha

selbst herrühren. Sie halten ja nicht einmal als rein analytische Sätze

genommen der logischen Prüfung stand: Alter ist nicht nur Leiden,

sondern auch Weisheit, Überlegenheit, Blick ins Ewige; Krankheit

nicht nur Leiden, sondern zugleich Anstoß zur Selbstbestimmung,

Verinnerlichung; mit Unlieben vereint sein nicht nur Leiden, son-

dern auch Erweiterung der Erfahrung, innere Übung usw. Auch

kann das Leiden grundsätzlich nicht nur verneinend beurteilt wer-

den. „Das schnellste Roß, das euch trägt zur Vollkommenheit, ist

Leiden“, sagte Meister Eckehart. Der Urbuddhismus, so schließen

wir, kann daher unmöglich die Lehre vom Leiden genau so ver-

kündet haben, wie der Pali-Kanon sie überliefert.

Demgemäß ist es gewiß auch kein Zufall, daß in der p r a k t i -

s c h e n F r ö m m i g k e i t aller buddhistischen Richtungen die

Negativität jener Grundlehren überwunden oder doch so sehr ab-

geschwächt wurde, daß das Leben weitergehen kann. Dennoch muß

man sagen, der Buddhismus gehe in dieser Negativität so weit wie

keine andere Weltreligion. Allgemein bildet er denn auch die Lehre

von der Abtötung, welche als die Vorbedingung für die Erreichung

des Zieles, von diesem Dasein und der Wiedergeburt befreit zu

werden, gilt, krasser aus als seine Vorgänger, / Yoga und Brahma-

nismus; andererseits wird auch die V e r s e n k u n g s t e c h n i k ,

1

Vgl. hierzu die erläuternden Sätze bei Carl Seidenstücker: Pali-Buddhismus

in Übersetzungen (1910), 2. Aufl., Breslau 1923, S. 5 ff., 17 ff. und öfter.

8 Spann, Religionsphilosophie