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C h i n a u n d J a p a n . Von den drei Lehren Chinas, dem

Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus, genügt es, hier nur erstere

zu betrachten, da der Buddhismus schon erwähnt wurde, der Kon-

fuzianismus aber vorwiegend nur das Ethische betrifft, im übrigen

aber dem Taoismus angehört.

Der mystische Begriff des Tao beherrscht bekanntlich völlig /

die Lehre Laotses aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. „Der Mensch

i s t . . . abhängig von der Erde, die Erde ist abhängig vom Himmel,

der Himmel ist abhängig vom T a o , das T a o ist abhängig von sich

selbst“

1

. Daher soll sich der Mensch im E i n k l a n g mit dem T a o

befinden, welches „durch Nichttun alles tut“

2

, womit eine mysti-

sche Grundhaltung angeraten wird. Der Erlösungsgedanke liegt nun

offensichtlich darin beschlossen, daß der Mensch sich nicht im Ein-

klang mit dem Tao befinde, sondern der Einklang erst hergestellt

werden müsse; eigens entwickelt wird er in den uns vorliegenden

Quellen allerdings kaum.

Da auch für Konfuzius das Tao und der Einklang mit ihm die

Grundlage für seine Ethik war, gilt dasselbe grundsätzlich für seine

Lehre.

Einen ähnlichen Tatbestand zeigt Japan.

Der I s l a m sieht in der Fürsprache des Propheten bei Gott

ein Mittel der Errettung oder Erlösung des sündigen Menschen.

Und der schiitische Seitenzweig des Islam lebt ebenfalls in der Hoff-

nung auf das Kommen des verborgenen Heilandes, des Imams.

Der größte Theologe der Mohammedaner, Al G h a z a l i , wie

der gesamte persische Sufismus, deutet den Koran mystisch, womit

sich der Erlösergedanke von selbst ergibt und eine bedeutende

Stellung erhält.

Die p r i m i t i v e n R e l i g i o n e n . Auch in ihnen fehlt der

Erlösungsgedanke nicht. Jakob Wilhelm Hauer hebt in seinem Werk

über die Religionen der Naturvölker „die Sehnsucht nach Erlö-

sung . . . , das heißt Sehnsucht nach Zuflucht des Selbst in einem

Unbedingten“ hervor

3

und bezeichnet es geradezu als das „Grund-

1

Laotse: Tao te king, 25, Das Buch des Alten vom Sinn und Leben, aus dem

Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm, Jena 1911.

2

Laotse: Tao te king, 37.

3

Jakob Wilhelm Hauer: Die Weltreligionen, Buch 1: Das religiöse Erlebnis

auf den unteren Stufen, Stuttgart 1923, S. 29.