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Gott erkannt in der Seele", sagt Meister Eckehart

1

; „durch Gott“

— daher F r a n z v o n B a a d e r mit Recht den Glauben auch

erklärt als „Wissen des Gewußtwerdens von Gott“

2

.

So verstehen wir, daß Glaube ein ursprüngliches Bewußtseins-

element sei, ein Bewußtseinselement, welches die Qualität des Über-

sinnlichen unmittelbar an sich hat. /

Glaube als Gottesbewußtsein des Menschen aus Rückverbunden-

heit ist demnach auch kein abgeschwächtes Erkennen, ja er ist über-

haupt ursprünglich kein Erkennen, kein Vorstellen; er ist aber auch

nicht bloßes „Gefühl“, im besondern nicht, wie Schleiermacher

wollte, Gefühl der „Abhängigkeit schlechthin“, die doch unfrei wäre,

während der Glaube vielmehr auch G e b o r g e n h e i t u n d d a s

i s t F r e i h e i t in sich schließt; noch auch allein Liebe; noch we-

niger ein abgeleitetes Sondergefühl wie Furcht oder Hoffnung —

vielmehr ruht der Glaube stets auf einem nur ihm eigenen Grunde,

dem, in welchem sich der Mensch rückverbunden findet; auf einem

Grunde von höherer Art als wir und unser Sein.

Von jeder Seite her zeigt sich der Glaube als ein ursprüngliches

Etwas in unserem Bewußtsein, ein Etwas, das nicht abgeleitet, ver-

mittelt ist, sondern Unmittelbarkeit an sich hat. Daher denn auch

Vertrauen, Hingabe, Geborgenheit, Abhängigkeitsgefühl, Ehrfurcht

erst Folgen des Glaubens, nicht sein Ursprung sind. Er fundiert

Gefühl, Vorstellung, Wollen, durchdringt sie, aber er folgt nicht aus

ihnen.

Insofern nun Glaube seinen Grund in einem Höheren, Über-

legenen, Unbedingten hat, ist er auch als A n z e i g e r , Index die-

ses Überlegenen, Übersinnlichen zu bestimmen; und insofern kann

man ihn, wenn man diesen Begriff hier anwenden will, auch ein

eigenes „ A p r i o r i “ des menschlichen Geistes nennen neben dem

theoretischen Apriori (obwohl wir diesen Begriff hier nicht ein-

führen wollen).

Zweitens die L i e b e .

Ist Religion Rückverbundenheit, die dem Menschen bewußt wird,

so haben wir zu bedenken, daß kein Bewußtseinsakt vom Indivi-

1

Franz Pfeiffer: Meister Eckhart, Leipzig 1857, S. 37, Zeile 3 (= Deutsche

Mystiker des 14. Jahrhunderts, Bd 2).

2

Franz von Baader: Sämtliche Werke, Bd 2, Leipzig 1851—1860, S. 183

(Ferm. cogn.).