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Es ist nun aber das Eigentümliche dieses Innewerdens, eine un-

m i t t e l b a r e innere Erfahrung zu bilden, unmittelbar, das heißt

mit einem Wort, b e g r i f f l o s zu sein. Das ist verständlich, denn

ein Ü b e r weltliches ist es, welches erfahren wird. Die irdischen

Kategorien gelten daher hier nicht ohne weiteres. Ob dieses Über-

weltliche daher Gottheit oder anders benannt werde, ob es später,

in der Konkretisierung als Eins oder Vieles gefaßt werde, kommt

für diese Unmittelbarkeit nicht in Frage: die Gottes 1 e h r e oder

begriffliche Bestimmung dieses begrifflos Erfahrenen, das zeigt sich

nun klar, ist etwas Nachträgliches, ist nicht gleich ursprünglich wie

das Gotteserlebnis selbst, wie der Kern des Gottesglaubens.

Ähnlich wie mit dem Begriff oder der Lehre von Gott steht es

mit den B e w e i s e n f ü r d a s D a s e i n G o t t e s . Diese sind

keine religiöse Urerscheinung, keine Kategorie. Es handelt sich

dabei schon um Rationales, um Denkfolgen, um Nachträgliches.

Und das Nachträgliche kann wechseln. Es ist allerdings verständlich,

daß sich in den höheren Religionen ein Bestreben einstellt, das,

was der inneren Erfahrung angehört, auch durch Reflexion, durch

logische Gedankengänge zugänglich zu machen und zu stützen. Und

tatsächlich ist das Dasein Gottes beweisbar.

Wir handelten an anderer Stelle ausführlich über die Gottesbeweise und kön-

nen daher hier darauf verweisen

1

.

I I .

Die Gottverwandtschaft des Menschen

Schon aus der Entsprechung des Ausgegliederten zum Ausglie-

dernden, das ist seiner Ebenbildlichkeit, auf welche wir oben stie-

ßen

2

, folgt das, was man im weiteren Sinn die Einheit der mensch-

lichen Seele mit Gott nennen kann.

Hier wird nun der neuzeitliche Mensch widersprechen und ein-

wenden, das sei einerseits überschwenglich, eine Uberhebung / des

1

Vgl. meine Bücher: Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 400 ff. [3. Aufl.,

Graz 1969, S. 362 ff.]; Schöpfungsgang des Geistes, Die Wiederherstellung des Idea-

lismus auf allen Gebieten der Philosophie, Jena 1928, S. 152 f., 154 ff., 158 ff. und

165 ff. [2. Aufl., Graz 1969, S. 142—161], Über Gott als angeblichen „Spätan-

kömmling“ in der Religionsgeschichte siehe unten S. 40.

2

Siehe oben S. 18.