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Niederbruch, wie Abwärtsentwicklungen, Verfall aus der schon

erreichten Höhe, als geschichtliche Tatbestände — ganz wie es der

wirkliche Geschichtsverlauf in unerschöpflicher Vielfalt zeigt.

Der

g r u n d s ä t z l i c h e n

A u f w ä r t s e n t w i c k l u n g

s t e l l e n w i r d i e E n t f a l t u n g e n t g e g e n , d e m

g r u n d s ä t z l i c h e n V e r f a l l d i e W i e d e r h e r s t e l -

l u n g . Entfaltung wird stets mit Störungen, Brüchen, Verfall, aber

auch mit Aufschwüngen, Wiederherstellungen verbunden sein —

so / will es das wirkliche geschichtliche Leben des Einzelnen wie der

Gesamtheit!

In unserem Geschichtsbild der Entfaltung der Religiosität von

der Urreligion bis heute spielt demnach zwar der Verfall neben dem

Aufschwung, der Aufwärtsentwicklung — eine Rolle, ja wie sich

zeigte sogar eine große Rolle, aber keine grundsätzliche! Das Bild

wechselnder Geisteszustände, das wir entrollten, läßt es zu, daß

immer wieder der höhere Geisteszustand gewonnen werden könne

gegenüber einem niedrigeren, in welchem die Menschen verfielen.

Im Zurücktreten der mystischen, metaphysischen und idealistischen

Geisteshaltungen finden wir allerdings notwendig einen Kulturver-

lust; aber nichts verhindert grundsätzlich, daß der Mensch jedesmal

die höchsten Geisteszustände wieder gewinne.

Ist der Kulturverlust eine empirische Tatsache in der Geschichte

der Menschheit, so ist es die Fähigkeit, ihn zu überwinden, ebenso.

Würde man dem gegenüber auf die empirisch Vorgefundene Un-

fähigkeit einzelner Epochen zu solchen inneren Erhebungen hin-

weisen, so könnten wir dem allerdings nicht schlechthin wider-

sprechen; aber wir könnten darin keine Widerlegung jener ge-

s c h i c h t l i c h e n F r e i h e i t erblicken, die zu inneren Wieder-

herstellungen durch Erhebung zu höheren Geisteszuständen nötig

ist. Denn die Freiheit hat immer reale Voraussetzungen. Die Frage,

ob und wieweit jeweils in einer Epoche reale Voraussetzungen für

einen Wechsel in der Geisteshaltung gegeben seien, ist eine Frage für

sich und jedenfalls eine andere als die, ob es überhaupt einen solchen

Wechsel aus innerem geistigen Aufschwung gebe.

Soweit sich heute Verfallshypothesen (Oswald Spengler) neben

alles beherrschenden Evolutionen hervorwagen (Darwin, Spencer),

sind sie selbst naturalistischer Art und daher nicht fähig, den Evo-

lutionismus zu widerlegen.