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bestimmt, es ist also eine abgeleitete Denknotwendigkeit, eine ab-

geleitete Kategorie, welcher wir hier begegnen: Das unvollkom-

mene, empirische Dasein soll durch die höheren Kräfte des rück-

verbindenden göttlichen Seins überwunden werden. /

Daraus folgt die E r l ö s u n g als ein Urbestandteil aller Reli-

giosität.

Das tritt unter anderem auch an jener verhüllten Schilderung

der mystischen Ekstase hervor, welche wir in Platons Höhlengleich-

nis vor uns haben

1

. Wie schmerzlich wird dort die R ü c k k e h r

i n d i e i r d i s c h e W e l t (das Erwachen aus der Ekstase) emp-

funden! Daher erwacht im Bewußtsein notwendig die Sehnsucht

nach Erlösung aus dieser gottentfremdeten Welt und damit zugleich

die Forderung nach einer V e r ä h n l i c h u n g des Menschen mit

Gott, nach V e r g o t t u n g , was wieder zur s i t t l i c h e n For-

derung nach gottähnlicher Lebensgestaltung führt.

So notwendig und ausnahmslos alle Mystik!

Dem abgeleiteten Charakter der Erlösung entspricht es auch

wieder, daß sie in der Religionsgeschichte in verschiedenen begriff-

lichen Fassungen zur Erscheinung komme: die Erlösung mag mehr

oder weniger von den e i g e n e n Anstrengungen des Einzelnen

mitabhängig gedacht werden oder als G n a d e , ausschließlich von

oben kommend; oder auch durch eine besondere Erlösungstat der

Gottheit v e r m i t t e l t werden. In jenen Religionen, welche auf

die mystischen Übungen des Einzelnen den größten Wert legen

und ihre Technik hoch ausbildeten, wie wir das besonders in einigen

Upanischaden, in der Yogaphilosophie finden, sehen wir sie zur

S e l b s t e r l ö s u n g werden. Aber genau besehen zeigt sich, daß

dieser Begriff niemals in seiner vollen Strenge durchgeführt wurde.

Denn auch in den genannten Richtungen, wie in jeder Religion

überhaupt, wird dem eigenen Erlösungsstreben des Menschen in

irgendeiner Form doch die Hilfe von oben, die Gnade, zugestellt,

z. B. von Buddha als dem Erlöser selbst; oder es wird die Hilfe der

Götter angefleht. Und die Erweckung großer Lehrer und Buddhas,

welche den strebenden Menschen den Weg zu Gott vermitteln, ist

1

Den Nachweis, daß das Höhlengleichnis ein exoterisches Bild der Ekstase

darstellt, siehe meinen Philosophenspiegel, Leipzig 1933, S. 169 ff., 172 und 175

[2. Aufl., Graz 1970, S. 189 ff., 193 f. und 196 f.].