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prophetisch anklingenden Worten eingangs zu seiner „Religionsphilo-
sophie“ (Bd 16, 3) ausführt: „In unseren Tagen . . in denen alles ins
Wanken gerät, was festzustehen schien, sieht sich der Mensch auf sein
Innerstes zurückgeworfen, da sucht er . . . Zuflucht, etwas, was bleibt
und nicht vergeht . . Dort steht er, wie Ranke sagt, unmittelbar zu
Gott.
Spann hat in seinem ganzen Denken, lange noch vor der Möglich-
keit und Gefahr einer atomaren Apokalypse unserer Gegenwart, zu
solcher Geisteshaltung hingeführt. Der rastlos schöpferisch Tätige,
dessen Geburtstag sich am 1. Oktober 1978 zum hundertsten Male
jährte, glaubte unerschütterlich an die Kraft der Überzeugung des
Geistes. Wiederum in der „Religionsphilosophie“, dem zugleich letz-
ten noch zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Werke, spricht er dies
mit der ihm eigenen Unbedingtheit aus: „Denn die Wahrheit dringt
durch Himmel und Hölle, es gibt nichts, was ihr für immer widerstehen
könnte“ (Bd 16, 5). Die Wahrheit, die ihm nicht nur innere geistige
Triebkraft war, die er auch das untrügliche „Auge der Geschichte“
nannte.