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d e n h e i t i n s i c h s c h l i e ß t . Nicht Selbstgenugsamkeit, son-

dern Gottesgemeinschaft bedeutet das christliche Verhältnis der un-

sterblichen Seele zu Gott. Denn Gottesgemeinschaft ist niemals Indi-

vidualismus, sondern beruht auf dem gleichen bildenden Verhältnis

wie gesellschaftliche Gemeinschaft. Wohl entsteht dadurch eine Ab-

sonderung des Einzelnen von der Welt und den Menschen, aber

nicht aus Selbstgenugsamkeit (Individualismus), sondern weil die

Gemeinschaft mit Gott die allbeherrschende, alleinige wird, aus der

alle anderen Verhältnisse ihren Wert ableiten. N i c h t I n d i -

v i d u a l i s m u s u n d U n i v e r s a l i s m u s s t e h e n e i n -

a n d e r i m C h r i s t e n t u m g e g e n ü b e r , s o n d e r n Ab-

geschiedenheit und Universalismus bilden die letzten Wurzeln des

Christentums. Und das sind nun keine gegensätzlichen, sondern nur

noch stufenweise Unterschiede. Den Gedanken, daß eine Religion

auf Individualismus beruhen könne — d i e s e n w a h n w i t z i -

g e n G e d a n k e n k o n n t e n u r e i n e i n s i c h z e r -

f a l l e n e u n d u n r e l i g i ö s e Z e i t f a s s e n .

Richtig ist dagegen, daß die Abgeschiedenheit im Christentum verschieden

ausgeprägt wurde. Sofern die S ü n d h a f t i g k e i t d e r W e l t betont und

d a r a u s Abgeschiedenheit abgeleitet wird, entsteht allerdings ein praktischer

Gegensatz zum Universalismus, der weltfreudig, wirklichkeitsbejahend sein muß,

während die Askese nicht bloß weltfremd und abgeschieden, sondern welt-

f e i n d l i c h werden kann. — Dies ist auch die Ursache für die „staats-

feindliche Tendenz“, die das Christentum in Geschichte und Lehre öfters ge-

zeitigt hat. Je mehr von dieser Weltflucht bestehen bleibt, um so mehr aller-

dings liegen asketische Abscheidung und Universalismus u n a u s g e g l i c h e n

im Christentum. Man kann sich aber damit trösten, daß das innere Ziel der

W e l t rechtfertigung notwendig gerade auch in der frömmsten Gottesvorstel-

lung liegt, wie die Bekenntnisse des heiligen Augustinus, die Lehren des Franz

von Assisi und viele andere christliche Dokumente bezeugen.

/

Die Sache würde verlangen, daß alle mystischen Lehrgebäude, so besonders

jene P

1

o t i n s und J a k o b B ö h m e s , nach ihrer Stellung zur Gesellschaft

und ihrer Abgeschiedenheitslehre dargestellt würden. Dies verbietet uns aber der

Raum. Wir besprechen noch kurz

D . M e i s t e r E c k e h a r t

1

Den reinsten und tiefsten Begriff der Abgeschiedenheit hat Mei-

ster Eckehart entwickelt, einer der größten Geister, die die germani-

1

Meister Eckehart, deutsch von Eduard Lehmann, Göttingen 1919 (beste

neuhochdeutsche Übertragung in Auswahl). — Die bisherige mittelhochdeutsche

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