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gemeinschaftung aller Menschen zu einer homogenen Gemeinschaft. Gesellschaft

soll danach eine einzige, durchgängige Gezweiung sein!

Dieser Gedanke, ohne den kein Sozialismus bestehen kann — der Marxische

ebensowenig wie irgendein anderer — muß als ein Ungedanke erkannt werden.

So spricht, wer den inneren Bau der Welt nicht kennt.

Gezweiung, so sahen wir, beruht, sofern sie wesentlichere, höhere geistige

Inhalte in sich faßt, notwendig auf geistiger Gleichartigkeit, engster geistiger

Verwandtschaft und Ähnlichkeit der Gezweiten. Diese Gleichartigkeit hat zugleich

die Kleinheit der Gezweiungskreise zur Folge. Indem der Kommunismus, was

das Geistige anbelangt, die Forderung einer endlichen (wenigstens durch spätere

Erziehung und Vervollkommnung des menschlichen Geschlechtes zu erreichenden)

G e s a m t g e z w e i u n g des Volkes aufstellt, verlangt er Unmögliches. Die

kommunistische Voraussetzung einer geistigen Homogenität der ganzen Gesell-

schaft ist absolut unerfüllbar.

Es liegt am Tage, wie sie einem ganz oberflächlichen Humanismus und äußer-

licher Gleichmacherei entspringt. Als man Cabet vorwarf, er habe in seinem

Werke „Reise nach Ikarien“

1

kein System, keine Gründe und keine Wissen-

schaft entwickelt, antwortete er: M e i n S y s t e m „ c ’ e s t l a f r a t e r n i t e “ ,

m e i n e G r ü n d e : „ l a f r a t e r n i t e “ , m e i n e W i s s e n s c h a f t : „ l a

f r a t e r n i t e“

2

.

Diese verworrene Beweisführung ist bezeichnend für jeden kommunistischen

Gedankengang solcher Art.

Dabei bewegen sich die kommunistischen Gedanken hier außerdem noch in

einem Widerspruch. Einerseits soll, z. B. bei Marx, das Individuum für sich

sein (Zukunftsgesellschaft = eine „ f r e i e Assoziation“ aller = Anarchismus),

so daß Marx den Staat absterben lassen will, also nicht einmal Staat, sondern nur

Gesellschaft als loses Nebeneinander anerkennen will; andererseits sollen alle In-

dividuen in allumfassender Brüderlichkeit durchvergemeinschaftet sein.

Dagegen ist es soziologisch lehrreich, den Sozialismus (im Sinne einer Durch-

vergemeinschaftung) als G r e n z e r s c h e i n u n g in Geschichte und Erfahrung

zu beobachten. Überall dort, wo geistig Gleichartige sich in größerer Zahl zusam-

menfinden, wo daher eine innige Durchvergemeinschaftung (Gesamtgezweiung)

stattfinden kann, zeigen sich tatsächlich Erscheinungen sozialistischer Art. So in

Urchristengemeinden, in christlichen Mönchsgemeinden, in buddhistischen Ge-

meinden, in Orden und Bünden verschiedenster Art, sofern sie auf der durch-

greifenden Herrschaft bestimmter Ideen beruhen.

In dem Maße, wie Gesamtgezweiung eines Kreises möglich ist, ist auch Sozialis-

mus möglich — eine Grenzerscheinung, die am äußersten Rande des Gesellschaft-

lichen steht, aber nie und nimmer eine Norm sein kann.

Auch das haben die Alten, Platon und Pythagoras, schon gewußt, wenn sie

sagten: Unter F r e u n d e n ist alles gemein.

C . Z u r K r i t i k d e r D e m o k r a t i e

siehe unten unter „Organisationslehre“

3

und oben unter „Gleichheit“

4

.

1

Etienne Cabet: Voyage en Joarie (Reise nach Ikarien) 5. ed., Paris 1848.

2

Nachweise darüber siehe bei Anton Menger: Das Recht auf den vollen

Arbeitsertrag in geschichtlicher Darstellung, 3. Aufl., Stuttgart 1904, S.111.

3

Siehe unten viertes Buch, S. 503 ff.

4

Siehe oben S. 201 ff.