Table of Contents Table of Contents
Previous Page  1983 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 1983 / 9133 Next Page
Page Background

[495/496]

587

Was aber dem Wesen entspringt, hat die Kraft und Macht vom

Wesen.

Der Begriff der Macht als einer echten oder wesenhaften Macht

(tiefgründigen Macht) und einer wesenswidrigen Macht (entgründe-

ten Macht) muß daher strengstens unterschieden werden. Die wesen-

hafte Macht, das ist die Macht des von sich aus Gültigen und Ver-

bindlichen, ist erhaltend und aufbauend, ist eine s c h a f f e n d e

M a c h t . Die wesensfremde und wesenswidrige Macht ist zerstö-

rend, von kurzer Dauer, ist S e l b s t z e r s t ö r u n g u n d d a -

h e r S c h e i n - M a c h t . Nicht das jeweils Gültige schlechthin,

sondern das Fruchtbare, das erzeugend sich betätigende Gültige ist

im Wesen gegründet.

Daher auch A u t o r i t ä t u n d F ü h r u n g zusammenge-

hören, innerlich wesensgleich sind. Der Führer wird dem Wesen

der Sache nach nicht gewählt, sondern vertritt einen Gedanken, der

eine W e s e n s m a c h t d e r D i n g e sein muß (soll er wahr-

haft Führer sein). Diese Wesensmacht der Dinge ist es, die ihn zum

Führer macht, weder die Wahl noch äußere Gewalt noch ein anderer

Vorgang kann diese Wesensmacht ersetzen. Daher: w e s e n s -

w i d r i g e s F ü h r e r t u m , w e s e n s w i d r i g a n g e w a n d t e

M a c h t f ü h r t z u r S e l b s t z e r r ü t t u n g .

Von einem solchen Lehrbegriff der Macht und des Rechtes wollen

unsere empiristischen Soziologen und formalistischen Neukantianer

der Jurisprudenz allerdings nichts wissen. Aber beide Schulen sind

im Individualismus verstrickt, und was könnte wohl von Individua-

listen anderes erwartet werden, als dem morallosen Rechtsbegriff

und dem rechtlosen Moralbegriff auch einen mechanischen Macht-

begriff an die Seite zu stellen?

Wer die Geschichte kennt und tiefer in ihr Inneres geblickt hat, /

der weiß auch, daß in ihr nicht das Unrecht Orgien feiert, wie ein

Marx zu behaupten wagte, sondern daß alle dauernden Mächte sich

auf Wesentliches in der menschlichen Natur, im objektiven Geiste

gründen mußten.

Denkt man den Gedanken der Wesenhaftigkeit des Gültigen zu

Ende, so gelangt man zur inneren E i n h e i t d e s W a h r e n

m i t d e m s i t t l i c h G u t e n u n d R e c h t e n . Das Gute

und Rechte als die Vollkommenheits-, Wert- und Zielordnung der

Dinge entspricht ihrer Wesensordnung. „Gültigkeit“ ist = wesen-