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Verlust, denn „der Monotheismus der mystischen Urreligion sinkt

durch Magisierung zum Polytheismus herab“ (Bd 16, 363). Parallel

damit kommt es auf anderen Gebieten zu einem Gewinn, z. B. zur

technischen Beherrschung der Natur durch den Menschen.

Als Gegengewicht gegen den Verfall wird verwiesen auf die alten

Religionsgründungen, die ohne Mystik und ohne Eingreifen der Vor-

sehung nicht zu denken sind.

Zum Abschluß behandelt Spann die Philosophie des Christentums.

Er beginnt mit einer Betrachtung des Realen und Konkreten im

Christentum. Dieses Reale ist weniger in der Heilsgeschichte selbst

als in einer bestimmten Entfaltung der Kategorien beschlossen: die

Gottesverwandtschaft und das Gottesbewußtsein sind hier vorrangig.

Diese Entfaltung ist im Christentum noch nicht abgeschlossen, was

„die i m m e r n e u e V e r j ü n g u n g s f ä h i g k e i t des Chri-

stentums bedeutet“ (Bd 16, 369). Die Urmythen der Religionen, vor

allem den Grundmythos von der göttlichen Abstammung des Men-

schen, finden wir im Christentum mit der Idee des Gottmenschen

verbunden, sodaß an die Stelle der leiblichen Abstammung des

Menschen von Gott der Logos oder das ewige Schöpfungswort tritt.

Daraus folgt wieder die Einheit Gottes und der Welt, sodaß alle

irdische Geschichte eine transzendente Grundlage erhält.

Der Idee der Seelenwanderung entspricht im Christentum das Ge-

richt, ergänzt durch die Gnade. Daraus erkennen wir: „daß der in

den Urmythen enthaltene tiefe, ewige Wahrheitskern in den ent-

sprechenden christlichen Lehren überall aus seinen Hüllen, seinen

sinnfälligen Umgestaltungen befreit und ans Licht gezogen ist“

(Bd 16, 373).

Weiters die religiösen Kategorien:

(1) der Gottesbegriff: Gott ist Geist;

(2) die Gottesverwandtschaft des Menschen.

Diese ist an die Reinigung und Wiedergeburt geknüpft. In der Gottes-

verwandtschaft erkennen wir den Wert des Menschen, seine innere

Anteilnahme am göttlichen Leben, am Reiche Gottes. Daraus kom-

men wir zu Freiheit und Persönlichkeit, wobei der menschliche Geist,

da er im Göttlichen befaßt ist, ein „Schaffen aus Geschaffenwerden“

ist. Wichtig ist, daß Gott die Liebe ist. „Man kann aus dem ganz-

heitlichen Denken heraus alle die angeführten Lehrbegriffe des