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Christentums im Hinblick auf die Wirksamkeit ihres Gründers zu-

sammenfassen in den einen Begriff des Corpus Christi Mysticum . . .

Wird das Ganze in den Gliedern dargestellt, so kann es auch von sich

sagen: . . dann bin ich mitten unter euch' —, wobei das Eigenleben

des Gliedes aufrechterhalten bleibt“ (Bd 16, 394).

Ist es Zufall oder eine geniale Intuition, wenn Spann mit einer Er-

läuterung der Logoslehre abschließt, jener Logoslehre, die auf Grund

der neuesten Forschungen im Mittelpunkt des Johannes-Kommentars

bei Eckehart steht? Damit haben wir die Brücke gefunden, zum

zweiten Flügelbilde, zum Werke Spanns über „Meister Eckeharts my-

stische Philosophie“.

II. Zur mystischen Philosophie Meister Eckeharts

Wenn man Spanns Werk über „Meister Eckeharts mystische Philo-

sophie“ mit den Ergebnissen der modernen Eckehart-Forschung

3

ver-

gleicht, wobei zu bemerken ist, daß das Manuskript hiezu bereits

1950 fertiggestellt wurde, so kann man feststellen, daß Spann, ob-

wohl ihm einige Texte, besonders von den lateinischen, noch nicht

Vorlagen, all das bereits erkannt hat, was heute als neu vorliegt. Für

Spann war Eckehart ein mystischer Philosoph, der in seinem Werk

streng methodisch und philosophisch vorging. Das mystische Er-

lebnis wird nach Spann die Grundlage für die geistige Arbeit. Spann

gelingt es in einer bewundernswert klaren Weise, das Begriffsgebäude

Eckeharts mit Hilfe seiner eigenen Kategorienlehre vor uns auszu-

breiten und dadurch auch den Zugang zu Eckeharts sakramentaler

Mystik zu finden.

Die entscheidende Erkenntnis aber, die uns Spann unter anderem

vermittelt, ist, daß Eckehart nicht nur ein mystischer Philosoph und

Theologe war, sondern darüber hinaus ein handelnder Mensch, das

heißt, Aktion und Kontemplation ihm eine Einheit waren. Erkennt-

3

Ingeborg Degenhardt: Studien zum Wandel des Eckhartbildes, Leiden 1967.

Heribert Fischer: Meister Eckhart, Freiburg im Breisgau 1974.

Ernst von Bracken: Meister Eckhart: Legende und Wirklichkeit. Beiträge zu einem neuen

Eckhartbild, Meisenheim am Glan 1972.