JOB Broschüre Projektverlauf & Beispiele guter Praxis - page 2

1
Die zwei Partnerregionen
Neukölln hat mit 300.000 Einwohnern die Dimension einer mittleren Großstadt. Insbesondere in Nord-Neukölln sind
in der Vergangenheit soziale Brennpunkte entstanden. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der
Bevölkerung ist mit ca. 30% überdurchschnittlich hoch. Eines der gravierendsten Probleme ist die Ausbildungs- und
Beschäftigungssituation. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt bei über 17% (Februar 2013). Zahlreiche Menschen in
Neukölln sind geprägt durch eine verhängnisvolle Kette von schulischen, allgemeinen und beruflichen Misserfolgen.
Unglücklicherweise sind darunter besonders viele junge Menschen, die eine resignative Grundeinstellung
entwickeln. So entstehen leicht Situationen, die einer nachhaltigen schulischen, beruflichen und sozialen Integration
entgegenstehen.
Mit knapp 300.000 Einwohnern ist Graz die zweitgrößte Stadt Österreichs. Der Anteil an Personen mit nicht-
österreichischer Staatsangehörigkeit an der Gesamtbevölkerung beträgt insgesamt etwa 15,7%, wobei die Verteilung
auf das Stadtgebiet ungleich ist. In den Bezirken Gries und Lend liegt der durchschnittliche Migrant/innenanteil nahe
30%, in anderen Bezirken (z.B. Jakomini und Eggenberg) ist die Konzentration nicht-österreichischer Bürger/innen
zumindest in einzelnen Gebieten ähnlich hoch. Die daraus resultierenden Probleme werden vor allem in den Schulen
sichtbar. Auch die Arbeitslosigkeit unter Migrant/innen ist konstant hoch, d.h. etwa 25% aller Erwerbsarbeitslosen in
Graz haben einen Migrationshintergrund.
Ausgangspunkt
In beiden Partnerregionen besteht Einigkeit, dass Schulsozialarbeit heute einen sehr wichtigen Beitrag zum
Bildungsauftrag der Schulen leistet und insbesondere sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte junge
Menschen in ihrer schulischen Ausbildung unterstützt.
In Berlin-Neukölln kam es, ausgehend von Modellprojekten an Grundschulen, in den vergangenen 12 Jahren zu einer
umfassenden Ausweitung der Schulsozialarbeit an allen Schultypen. Die hohe Problemdichte der Schüler/innen,
mit denen sich die Schulen konfrontiert sahen, öffnete die Schulen für die Kooperation mit kommunalen und freien
Trägern der Jugendhilfe und für die Interventionsmöglichkeiten der Schulsozialarbeiter/innen. Neben individueller
Beratung und Begleitung der Schüler/innen entwickelte Schulsozialarbeit Methoden für soziale Kompetenzförderung
in Schülergruppen, vernetzte Konzepte für Gewaltprävention, Konzepte für die Vermeidung von Schuldistanz
und den Übergang von Schule zu Beruf, für Elternarbeit uvm. In dieser Zeit hat sich eine ebenso enorme Vielfalt
hinsichtlich Finanzierungsmodellen, Trägeranbindungen, personellen Ausstattungen, Netzwerkeinbindungen
und Leistungsbeschreibungen entwickelt. Diese Ausdifferenzierung ist zu einem Teil Ergebnis der Ideenvielfalt
und Problemlösungskompetenz öffentlicher und freier Träger, zu einem großen Teil auch Folge der komplexen
Verwaltungszuständigkeiten, da nicht weniger als drei Verwaltungseinheiten unterschiedlicher Ebenen involviert
sind. Dies birgt auch gleichermaßen Herausforderungen und Chancen in sich.
In Graz bzw. der Steiermark haben wir eine andere Situation. In der steirischen Landeshauptstadt wird
Schulsozialarbeit wieder seit fast drei Jahren angeboten. nachdemes 1997 – 2007 bereits ein zehnjähriges Pilotprojekt
„Schulsozialarbeit-come on“ gab. Von der Stadt Graz wird Schulsozialarbeit an zwei Schulclustern angeboten mit
insgesamt vier Schulstandorten und drei weiteren Schulen (Volksschulen), die mit betreut werden. Dazu kommt ein
vom Land finanzierter Cluster Graz-Süd mit drei weitern Schulstandorten. Der Landesschulrat als Bundesbehörde,
das Amt der Steirischen Landesregierung, FA6A – Landesjugendreferat sowie das Stadtschulamt von Seiten der
Stadt Graz sind die für Sozialarbeit zuständigen Verwaltungseinheiten. Zur Zeit wird in Graz – ähnlich wie in Berlin –
Schulsozialarbeit in Form von Projekten, die dem Zuständigkeitsbereich der unterschiedlichen Verwaltungseinheiten
unterliegen, durchgeführt.
Schulsozialarbeit ist in beiden Regionen ein Praxisfeld in der Kooperation zwischen Schul- und Jugendverwaltung
sowie Schule. Daraus ergeben sich sowohl unterschiedliche Finanzierungsmodelle als auch Zuständigkeiten.
Daraus ergibt sich wiederum ein erhöhter Abstimmungsbedarf über Inhalte, Qualitäts- und Fachstandards sowie
Erwartungshaltungen. Dieses Partnerschaftsvorhaben will versuchen, die Komplexität des Spannungsfeldes
Sozialarbeit durch die große Bandbreite und Anzahl der Akteure darzustellen um dadurch dieser speziellen Situation
gerecht zu werden.
JoB – Die Idee dahinter
I,1 3,4,5,6,7,8,9,10,11,12,...25
Powered by FlippingBook