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[292/293]

wirtschaftliche

Theorie

des

Krieges,

die

sogenannte

„Kriegswirtschaftslehre“.

Hierher gehören endlich auch jene Lehren, deren Gegenstand die

von V e r ä n d e r u n g e n

d e s

K a p i t a l s

h ö h e r e r

O r d n u n g ausgehenden Neuentsprechungen sind. So die meisten der

heute in der Volkswirtschafts- und Sozialpolitik erörterten Lehren, z. B.

über die Wirkungen der Verkürzung der Arbeitszeit, der

Bauordnungen, der Zwangsversicherung, der Steuern und so fort; diese

Untersuchungen sind noch nicht zu generellen Theorien des Kapitals

höherer Ordnung ausgebildet worden. Dagegen ist dies bereits der Fall

beim Geld. Hier gibt es allgemeine Theorien über die Wirkungen der

G e l d v e r m e h r u n g . Überall, wo das Geld in seiner

Verteilungsleistung (und damit gleichsam als Organisator der Volks-

wirtschaft) betrachtet wird, liegt eine Verschiebungstheorie vor. Nach

der strengen Quantitätstheorie zwar bedeutet Geldvermehrung nur

genau entsprechende Vermehrung aller Preise, die Leistungen blieben

dann unverändert. Doch ist diese Ansicht der Dinge unplastisch. In

Wahrheit wird durch Geldvermehrung, wie durch alle

Größenänderungen, n o t w e n d i g ein Umbau der Leistungen

bewirkt, indem die Erzeugung einen anderen Anstoß erhält als der

Verbrauch (unter heutigen Verhältnissen die Erzeugung einen

größeren — jedenfalls aber ergeht nach beiden Richtungen ein

v e r s c h i e d e n starker Anstoß), so daß ein „Umbau“ der

Leistungszweige der Volkswirtschaft, ein weit- und tiefgehender

Verschiebungsvorgang die Folge ist.

Gegenstand

von

Verschiebungstheorien

sind

ferner

alle

jene

Wirtschaftsveränderungen, die als Folge von Zieländerungen eintreten. Die

E n t w i c k l u n g d e r Z i e l e (Versittlichung, Vernünftigung oder Verwilderung

und so fort der Ziele) bedeutet, wie früher erwähnt, keine „Entwicklung“, sondern eine

Umschichtung, Neueinstellung der Wirtschaft; an diese innere Neueinstellung schließen

sich aber ebensogut Neu-Entsprechungen — Verschiebungsvorgänge —; wie an die

durch Selbstveränderung / der Mittel hervorgerufene Veränderung eines Gebildes. In der

Theorie der Kriegswirtschaft, der Theorie der Modewirtschaft liegen solche

Verschiebungstheorien, sofern sie den Umbau der Wirtschaft von der Änderung der

Ziele

aus

ins

Auge

fassen

1

.

Daß

d u r c h

d i e s e

V e r s c h i e b u n g s v o r g ä n g e a u c h n e u e K r ä f t e i m R e i c h

d e r M i t t e l , i m e i g e n s t e n R e i c h d e r W i r t s c h a f t

g r o ß g e z o g e n w e r d e n , liegt klar zutage. Diese letzteren, gleichsam

autogenen, im inneren Reiche der Mittel selbst entstehenden Entwicklungen bieten

dann wieder einen Gegenstand für echte wirtschaftliche Bewegungs- (Entwicklungs-)

Theorien.

1

Siehe oben S. 81.