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In äußerlicher Hinsicht ist zuerst die Erziehung zu rein hoch-

deutscher Aussprache nötig. Wie groß ist da heute zum Teil die Ver-

wilderung. Die durchgebildete hochdeutsche Sprache ist etwas Hö-

heres als jede Mundart. Wozu haben unsere größten Dichter und

Denker an dieser Sprache geschaffen, wenn wir sie nicht sprechen,

wenn sie nicht in uns leibt und lebt? Hochdeutsch ist eigentlich schon

gleichbedeutend mit: ausdruckskräftigern, schöpferischem Deutsch.

Und dieses wieder mit S t i l . Novalis, Goethe, Schiller, Eichendorff

(Einleitung zum „Taugenichts“), Schelling (Einleitung in die „Welt-

alter“) sind Vorbilder, die zur Sprache erziehen können. Ich kann

mir nicht denken, daß jemand, der in seiner Jugend z. B. die „Braut

von Messina" auswendig gelernt hätte, jemals unedles Deutsch

schriebe; noch daß er dann auf einen hohlen Formalismus und

Ästhetizismus (auch nicht auf den dämonischen Stefan Georges) hin-

einfiele und das Echte vom Unechten nicht zu unterscheiden ver-

möchte.

/

Wichtig ist das Vermeiden von Fremdwörtern. Fremdwörter

sind dem klaren Denken gefährlich, in diesem Sinne unsittlich. Der

Kampf gegen die Fremdwörter ist ein Kampf gegen die drohende

Sprachmischung und für die durchgängige Ebenbildlichkeit. Jedes

deutsche Wort hat eine bestimmte Schau und Haltung, das Fremd-

wort hat eine andere. Das widerspricht sich, gibt keinen guten Zu-

sammenklang. Überdies gebrauchen wir das Fremdwort meist als un-

klares Schwammwort. (Dazwischen, allerdings, kann es als Edelstein

glänzen.) Fichte sagte, die Deutschen seien der Halt der Welt, weil

sie eine Ursprache haben. Sollen wir sie wieder zur Mischsprache

herabsinken lassen?

Ähnlich steht es mit verschlissenen Redensarten, „Klischee“-

Wörtern. Auch sie werden aus Denkfaulheit nachgesagt.

Im Gegensatze zu all dem gibt es nur ein Gesetz der wahren

Sprache: nämlich Anschaulichkeit, Ursprünglichkeit sowohl im stoff-

lichen wie im geistigen Sinne. Luther drückte es einzigartig aus: Man

sollte dem gemeinen Mann auf das Maul schauen. Die Poesie in der

Redensart des Volkes ist unerschöpflich. Wer ursprünglich bleibt,

wer nur sagt, was er selbst empfindet, hat Stil. Bismarcks Reden sind

stilecht, weil er nur aussprach, was er selbst dachte. Einfachster Stil

ist immer noch Stil. Stiläfferei ist dagegen alles Gesuchte, Gecken-

hafte. Lieber nachleiern als schwindeln!