Previous Page  93 / 549 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 93 / 549 Next Page
Page Background

[99/100/101]

95

solchen, die Staatswirklichkeit als solche kann man nie finden; wo

gibt es ein konkretes Etwas, / das der „Herr Staat“ wäre? Er hat

eine Wirklichkeit höherer Ordnung: ein Vorsein; die sinnfällige

Wirklichkeit ist allein die der Glieder (der einzelnen Staatsbürger,

das Staatsorgan). Darum ist auch Gott nie wirklich n a c h W e i s e

d e r W e l t , aber in ihm ruhen die Möglichkeiten der sinnfälligen

Welt.

Diese Überlegungen bestätigen unsere früheren Sätze: Was

W i r k l i c h k e i t i n d e r h ö h e r e n S t u f e i s t , e r s c h e i n t

a l s M ö g l i c h k e i t i n d e r n i e d e r e n S t u f e ; darum ist

dem Wesen nach das Mögliche vor dem Wirklichen. Darum be-

g r ü n d e t die höhere Stufe erst die niedere, darum ist sie ihre

logische Bedingung. Die höhere Stufe gliedert die niedere aus, weil

das Ganze es ist, das sich in seine Teile gliedert. Aber der sinnliche

Werdegang — der genetische Hergang — ist damit allerdings noch

nicht gegeben. Es bedarf immer schon konkret-sinnlicher, geschicht-

lich wirklicher Staaten, Bürger und so fort, damit jene Wesens-

begründung ins W e r d e n übergehen könne.

Dieses unser Ergebnis läß sich aber auch aus dem früheren Satze:

„Sein ist Schaffen aus Geschaffen-Werden“, begründen. Denn das

„Geschaffen-Werden“ erscheint als Möglichkeit von der niederen

(schaffenden) Stufe aus gesehen, insofern, als das Schaffen ja nur auf

Grund dieser Voraussetzungen erfolgen kann, das heißt möglich ist.

Der Vorgefundene „Einfall“ — das Geschaffen-Werden — ist als

W i r k l i c h k e i t auf der höheren Stufe oder höheren „Schichte“

des Geistes (des Seins); er ist aber die Bedingung, die M ö g l i c h -

k e i t dafür, daß er „ausgeführt“ wird, daß das Schaffen, von der

niederen Stufe aus gesehen, erfolgt. Das Geschaffen-Werden ist vor

dem Schaffen als die Möglichkeit (weil Wirklichkeit auf der höheren

Stufe) vor der sinnfälligen Wirklichkeit des ausführenden Schaffens./

C.

W e i t e r e r N a c h w e i s , d a ß d e r g e n e t i s c h e

V o r r a n g n o c h n i c h t d e r w e s e n h a f t e V o r r a n g s e i

Hierüber noch eine kurze Bemerkung.

Der Satz: „Das Pferd ist nötig, damit ein Pferd entstehe“, der

den Vorrang des Wirklichen im genetischen Hergang mit Recht