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(der Mensch ist gut, die Zucht des Geistes in der Kultur ist schlecht), die Robes-

pierre, St. Juste, Danton, Marat, Proudhon („Gott ist böse“, „Eigentum ist

Diebstahl“), die Locke, Hume, Adam Smith, Ricardo, die sich vordrängten;

dann die Marx, Büchner, Moleschott, Darwin, Haeckel, John Stuart Mill und

tausend andere, die als moralische Mörder und Frevler die Schlacht gegen Idealis-

mus und Romantik schlugen. Sie suchten sich durch Wissenschaft, Volksbeglük-

kung, Bekämpfung von Mißständen zu decken. Heute stürmen ihre Nachfolger

fast ungedeckt vor, nicht zum mindesten die Unholde der Geldgier und gar

jene der Sexualität, die sich mit Männern wie Freud an der Spitze zur Führung

der Welt anschicken (wie schwach stand der Sexualverbrecher Rousseau gegen

Freud da!). Hier wird nur noch notdürftig „wissenschaftliche Forschung“ vor-

geschoben. Hier ist schon offene Dämonie der Unterwelt am Werke, das Un-

holdentum losgelassen, der Schöpfergeist mit Stil und Erfolg nachgeäfft.

In solch düsterem Verhältnisse zu seiner Zeit sehen wir heute das Schöpfer-

tum. Wenn sich Licht in dieser Dunkelheit zeigt, dann ist es das, daß die Welt

durch vorausgegangene Umstürze, durch den großen Krieg, / durch die Wirren

der Demokratie so tief aufgerüttelt wurde, wie noch selten in andrer Zeit.

Fürchterliche Verbrechen, tödliche politische Kämpfe sind zur Alltäglichkeit

geworden und hören nicht auf, die Zeitungen zu füllen. Aber sie bringen doch

jene tiefe Erregung hervor, welche viel bereiter macht, das Große anzunehmen,

und fähiger, das Unrechte zu unterscheiden. Zuletzt führen die nie endenden

Aufregungen dazu, daß sich das Volk zermürbt fühlt und Angst bekommt vor

dem Chaos. „In der Welt habt ihr Angst“. Wo dieses Wort Christi wieder ver-

standen wird, ist immer Hoffnung in der Geschichte, daß das Große angenom-

men wird, wenn es kommt.

3. Vorrangstellung und Einteilung der Führer

Der große Führer wird durch Gedanken und Tat zum T r ä g e r

e i n e r S p a n n u n g . Dadurch wird auch die geschichtliche Führer-

lehre auf die Ausgliederungsordnung verwiesen. Jede schöpferische

Leistung des großen Meisters kann nur in geistiger Gezweiung oder

handelnder Gemeinschaft, darum nur an einer ganz bestimmten

Stelle im gesellschaftlich-geschichtlichen Organismus erfolgen. Dem-

gemäß gilt der Satz: Die geschichtliche Stellung der Führer ist vom

Vorrange jener Gezweiungen und Anstalten bestimmt, in welchen

sie ihre Führerleistung vollbringen.

Den obersten Vorrang haben die Religionsstifter und Weisen, aber

unmittelbar wirkt sich dieser nur in der Geistesgeschichte aus. In

der politischen Schichte können diese Führer zu allermeist nur als

Lehrer der politischen Führer, also nur vermittelt, auftreten. Die

unmittelbare Rolle in der Geschichte spielen die Führer der Anstal-

ten, voran des Staates, gemäß den Vorrangsätzen: Staat ist vor