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bei allem Plänemachen und Vorausdenken) vollendet die Einheit

der Zeit. Damit ist aber alles materialistische, mechanische, mathe-

matisch-naturgesetzliche Denken verlassen, ein anderes Denken mit

anderen Kategorien muß uns nun leiten. Welches? Es ist das ganz-

heitliche Denken. Doch soll sich das erst schrittweise zeigen.

B.

Das S i n n v o l l e d e s g e s c h i c h t l i c h e n Z u s a m -

m e n h a n g e s : G e s c h i c h t e i s t n u r , w o e i n s i n n -

v o l l e r Z u s a m m e n h a n g e i n e s G e s c h e h e n s i n

d e r Z e i t b e s t e h t

Der geschichtliche Einheitszusammenhang ist nicht denkbar ohne

sinnvolle Bezogenheit der Glieder aufeinander. Alles geistige Ge-

schehen ist in sich selbst sinnbezogen (mag nun der / Sinn getroffen

werden, wie z. B. in der richtigen Schlußfolgerung, oder verfehlt

werden, wie in der irrtümlichen Schlußfolgerung). Und diese Sinn-

bezogenheit der gliedhaften Vorgänge ist ja der Grund davon, daß

geschichtliche Inhalte überhaupt verstanden werden können. Zu

der heute soviel erörterten Frage des „Verstehens“ sei bemerkt, daß

sich vom „Verstehen“ aus ein vom mechanisch-mathematischen Ver-

fahren grundsätzlich verschiedenes Verfahren ergeben müßte. D a

a b e r n i c h t d a s „ V e r s t e h e n “ , s o n d e r n d i e G a n z -

h e i t s e l b s t d e n A u s g a n g s p u n k t b i l d e t — die

Ganzheit, die nämlich unter anderem auch verstanden werden muß

und nur als Verstandene Gegenstand der Erklärung sein kann —

vermochten jene Bestrebungen einer Theorie des „Verstehens" nicht

zum Ziele zu kommen.

Ist Geschichte ein sinnvoller Zusammenhang, so heißt das nicht

weniger, als daß es einen einheitlichen G e s a m t w e r d e g a n g

in der Geschichte geben muß. Damit ist allerdings ein anspruchs-

volles Wort ausgesprochen und mehr gesagt, als die praktische Ge-

schichtsschreibung erfüllen kann. Steht es nämlich fest, daß die Ge-

schichte nicht 6000, sondern schon Millionen Jahre währt, so kann

man ihren Zusammenhang unmöglich überblicken. Wie hat die

Menschheit in der Eiszeit, wie hat sie vor der Eiszeit ausgesehen?

Was geschah damals? Was ist davon noch heute in uns lebendig und

wirksam? Das sind Fragen, die schwerlich beantwortet werden kön-

nen. Aber sie braudien auch nicht beantwortet zu werden, denn der