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[201/202]

des Kohlenstoffes mit Wasserstoff in organischen Substanzen”, sagt Henderson,

„stellt tatsächlich eine einzigartige und ganz eigentümliche chemische Beziehung

vor, von der die Eigenschaften der Kohlenstoffverbindungen, ihre Anzahl und

ihre Mannigfaltigkeit und ihre Kompliziertheit größtenteils abhängig sind

1

.” Daher

ist die organische Chemie ein einzigartiges Gebiet. Henderson sagt, „daß keine

anderen Elemente so zahlreiche, komplizierte und verschiedenartige Verbin-

dungen bilden können, wie der Kohlenstoff, der Wasserstoff und der Sauer-

stoff

2

.” über die Entstehung der Kohlenhydrate bei der Reduktion von Wasser

und Kohlensäure (welche bekanntlich die Pflanze mit Hilfe des Lichtes leicht

vollbringt) sagt er, daß hier die größte Kompliziertheit vorliege, die je bei einem

chemischen Vorgange beobachtet worden sei. Dieser Vorgang führe „zu einem

System, welches möglicherweise aus 200 oder mehr Substanzen besteht, Sub-

stanzen, von denen die meisten eine große / chemische Aktivität besitzen

3

”. Der

Organismus vermag aber dieser für uns ungeheuerlichen Wirrnis chemischer

Vorgänge Herr zu werden und jene Gruppen von Reaktionen auszuwählen, die

seinen Bedürfnissen entsprechen. „Die Eignung ist auch hier gegenseitig [näm-

lich zwischen den Stoffen der Umwelt und dem Organismus]: das einzigartige

chemische Anpassungsvermögen des Vorganges [der Reduktion] und die unver-

gleichlichen chemischen Kräfte des Organismus greifen ineinander

4

.” Zuletzt

(wir übergehen die anderen Darlegungen) bespricht Henderson die Energie-

wandlungen und zeigt, daß dieselben chemischen Umsätze, welche aus den eben

dargelegten Gründen die physiologisch geeignetsten sind, auch imstande sind,

die größten Energien in den Strom des Lebens hineinzuleiten. Denn unter allen

Oxydationen und Reduktionen sind die von Wasserstoff und Kohlenstoff mit

den größten Energiewandlungen verbunden. Die Oxydationen sind die beste

chemische Quelle der Energie, die Reduktionen dagegen das beste Mittel, um

im Organismus Energie durch chemische Vorgänge zu binden. Deshalb sind

Bildung und Spaltung von Wasser und Kohlensäure die besten Methoden, Ener-

giewandlungen chemisch zu erzeugen. — Damit vollendet Henderson seine ein-

drucksvollen Beweise der einzigartig chemischen Eignung von Wasserstoff, Sauer-

stoff und Kohlenstoff für den Aufbau und die Erhaltung des physiologischen

Organismus.

Henderson, der philosophisch leider in der mechanistischen

Weltauffassung befangen bleibt, faßt das sachliche Ergebnis

seiner Untersuchungen dennoch sehr gut zusammen: Die Eigen-

schaften der Elemente sind „nicht gleichmäßig verteilt und auch

nicht in einer Art, welche durch einen Zufall erklärt werden

könnte; auch sind sie nicht ausnahmslos mit derselben Regel-

mäßigkeit verteilt, welche das periodische System aufweist; sie

sind im Gegenteil, wenn wir die äußersten Grenzen betrachten,

mit der größten Ungleichmäßigkeit verteilt, so, daß die hervor-

tretenden charakteristischen Merkmale eher auf einige spezielle

1

Henderson: Die Umwelt des Lebens, S. 115.

2

Henderson: Die Umwelt des Lebens, S. 117.

3

Henderson: Die Umwelt des Lebens, S. 123.

4

Henderson: Die Umwelt des Lebens, S. 124.