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philosophischen und theologischen Begriffsmittel, nicht auf Rech-

nung des mystischen Erlebnisses selbst.

Die eindringlichste Erläuterung jener inneren Erfahrung, die hier

zugrunde liegt, finden wir bei Meister Eckehart.

„ G o t t a l s G o t t i s t u n d s c h m e c k t u n d f i n d e t s i c h n u r i n

d e r g e i s t i g e n N a t u r “

1

.

Weiter erläutert das sein berühmter Vergleich Gottes mit der Sonne. „Ich

nime ein beckin mit wazzer unde lege dar în einen Spiegel und setze ez under

daz rat der sunnen, sô wirfet diu sunne ûz irn liehten schîn ûzer dem rade und

ûzer dem bodem der sunnen unde vergêt doch niht. Daz widerspilen / (Reflek-

tieren) des Spiegels in der sunnen daz ist in der sunnen. Sunne und er ist doch

daz er ist. Alsô ist ez umbe got. Got ist in der s ê l e m i t s î n e r n â t û r e ,

m i t s î m e w e s e n n e u n d e m i t s î n e r g o t h e i t u n d e r e n i s t d o c h

n i h t d i u s ê l e . Daz widerspilen der sêle daz ist in gote. Got unde si ist doch

daz si ist“

2

.

Das ist der Kern der Lehre Eckeharts von der Seele: Gott ist mit

seiner Natur und seinem Wesen in der Seele, und er ist doch nicht

die Seele! Wie ist dieser Widerspruch zu lösen? Durch Eckeharts

schon berührte Lehre vom Seelengrund oder Fünklein.

„Ich habe eine kraft in mîner sêle, diu gotes alzemâle enpfenclich ist. Ich bin

des sô gewis als ich lebe, daz mir kein dinc alsô nâhe ist als got. Got ist mir

nêher, denn ich mir selber bin, mîn wesen hanget dar an, daz mir got nâhe unde

gegenwertic sî“

3

— Und weiter:

„Ich hân ouch mê gesprochen, daz ein kraft in der sêle ist, diu berüeret niht

zit noch fleisch, si fliuzet ûz dem geiste (Gottes) unde belîbet in dem geiste und

ist z e m â l e g e i s t l i c h “

4 *

.

Den Seelengrund oder das Fünklein nennt Meister Eckehart auch

„Licht des Geistes“, „Hütte des Geistes“, „Kleidhaus Gottes“,

„ganster“, „Herz der Seele“, „Burg der Seele“. Da das Fünklein

göttlich ist, wird es mittelbar die ganze Seele: „Denn der Grund

Gottes und der Grund der Seele sind ein Wesen“

5

.

„Dâ von sprichet ein meister: ez ist neizwaz (etwas) gar heimlîchez, daz dar

ûber ist, und dâ meinet er daz fünkelî der sêle, daz dâ alleine enpfenclich ist

gotes. Dâ geschiht diu rehte einunge zwischen gote unt der sêle in dem kleinen

ganster, daz der sêle geist heizet“

6

.

Mit der Geburt Gottes in der Seele lernt die Seele sich selbst,

1

Meister Eckehart: Lateinische Werke, Bd 4: Sermones, deutsch von Ernst

Benz, Sermo XIV, 2, Stuttgart 1937, S. 144.

2

Franz Pfeiffer: Meister Eckhart, Leipzig 1857, S. 180, Zeile 34 ff. — Sperrung

von mir.

3

Franz Pfeiffer:MeisterEckhart, S. 221, Zeile 7-11

4

Franz Pfeiffer:MeisterEckhart, S. 44, Zeile 23-25

5

Franz Pfeiffer:MeisterEckhart, S. 467, Zeile 15.

6

Franz Pfeiffer:MeisterEckhart, S. 225, Zeile 16-20