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es zur Wirtschaftshandlung komme. „Beweggrund“ ist eben darum
kein Wirtschaftsbegriff, sondern ein psychologischer, ein H i 1 f s -
b e g r i f f . Durch die Sacherfordernisse des jeweils vorgegebenen
Gliederbaues der Mittel muß der „Beweggrund“ erst zum
„Eingliederungsgrund“ u m g e g l i e d e r t werden, das heißt zur
Eingliederung führen, damit die Handlung Wirtschaftscharakter
annehme.
Daher bestimmten wir schon oben
1
den Wettbewerb als
„Leistungsbeeinflussung“. Nach den mittlerweile entwickelten
Begriffen ergibt sich aber weiter: der Wettbewerb ist nicht nur
Leistungsbeeinflussung,
sondern
auch
eine
m o r p h o l o g i s c h e T a t s a c h e d e r W i r t s c h a f t , deren
Bedingung die freie Häufung ist. Die Häufung als gefügelose, das heißt
atomistisch-planlose, Masse schließt grundsätzlich die Tatsache des
Wettbewerbes in sich, da in ihr als planloser die
Wirtschaftsbedingungen einmal beengt, das andere Mal erweitert
gesetzt, eben ungeordnet sind. Aus f r e i e r H ä u f u n g
f o l g t / W e t t b e w e r b . Wo alle wirtschaftlichen Bestrebungen
oftmals planlos gesetzt sind, wo viele Käufer, viele Verkäufer, viele
Erzeuger, viele Händler, viele Kreditgeber, viele Kreditnehmer
unproportioniert einander gegenüberstehen, geschieht es notwendig,
daß ein nachbarliches Einander-übertreffen-Wollen in den jeweiligen
gleichartigen Leistungen, ein Wettbewerb, stattfindet. Der
Wettbewerb ist ein Kampf der Träger gleicher Leistungen um den
Abnehmer dieser Leistungen. Zu unterscheiden ist davon jener
„Kampf“, welcher zwischen den Trägern zweier komplementärer
(übergreifender) Leistungen stattfindet: der Kampf des Käufers mit
dem Verkäufer, des Erzeugers mit dem Händler und so fort. Dieses ist
ein Kampf für sich, der heute meistens von Organisationen geführt
wird und jedenfalls einen eigenen Inhalt (den der Erwägungen des
Leistungswechsels) hat (z. B.: Feilschen, Verruf, Sperre,
Arbeitseinstellung, Kartellkämpfe).
Ebensowenig wie die Tatsache der Häufung oder oftmaligen
Gesetztheit an sich eine arteigen wirtschaftliche Erscheinung, sondern
nur ein geschichtlich gegebenes, gestaltliches Moment ist, mit dem
verbunden allerdings notwendig jede wirkliche Wirtschaft auftreten
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Siehe oben S. 138 ff. — Vgl. die nähere Ausführung dieses Gedankens in
meinem Buche: Tote und lebendige Wissenschaft, 4. Aufl., Jena 1935, S. 2 ff.,
und meinen Artikel Eigennutz (Handwörterbuch der Staatswissenschaften,
4. Aufl., Bd 3, Jena 1926, S. 323 ff.).