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189

C.

Die V e r d i n g l i c h u n g v o n S t a a t

u n d G e s e l l s c h a f t

und überhaupt: die dinghafte, substanzielle Vorstellung vom We-

sen des Ganzen, aus dem die Gesellschaft bestehen soll. Darum dre-

hen sich die meisten Kämpfe um den Universalismus — und

die meisten Mißverständnisse. Diese Vorstellungsweise beherrscht

eigentlich jede populäre und oberflächliche Auffassung des Univer-

salismus, und ihr vornehmlich entspringt die oben wiederholt er-

wähnte gerade Umkehrung des Individualismus, wonach der Uni-

versalismus einfach das Ganze „ü b e r

(statt vor) den Teil stelle,

das Individuum dem Ganzen „a u f o p f e r e“. Hier wird das

Ganze fälschlich als an sich bestehend, als selbständiges, von dem

Einzelnen unabhängiges Ding, als eigene Substanz gefaßt. Nach un-

serem kinetischen Universalismus und dem Satze unserer Katego-

rienlehre „Das Ganze als s o l c h e s hat kein Dasein“ ist jede

Verdinglichung und Erstarrung ausgeschlossen. — Wird die Gesell-

schaft nach Art der Platonischen / Ideen oder der Hegelischen Dia-

lektik gedacht, so liegt die Gefahr der Verdinglichung nahe. Am

augenfälligsten tritt sie in der biologisch-organischen Staats- und

Gesellschaftslehre auf.

D.

Die b i o l o g i s c h - o r g a n i s c h e S t a a t s - u n d

G e s e l l s c h a f t s l e h r e

In demselben Maße, wie diese Lehre mit der Betrachtung der Ge-

sellschaft als Organismus Ernst macht, in demselben Maße verding-

licht, substanziiert sie das gesellschaftliche Ganze. Daß im organi-

schen Staats- und Gesellschaftsbegriff eine universalistisch gerichtete

Auffassung vorliegt, ist nach allem bisherigen selbstverständlich,

aber durch die Materialisierung des Gegenstandes tritt auch not-

wendig eine Mechanisierung ein. Beides ist heute den Vertretern

der organischen Soziologie allerdings nicht klar

1

.

Vgl. oben S. 181 f.