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[231/232]

IV.

Das aus Gleichartigkeit und Kleinheit der Gemeinschaften sich

ergebende Gesetz der Wertschichtung der Gesellschaft

Soll die Gesellschaft trotz ihrer Zerklüftung bestehen, so muß ir-

gendein ihr innewohnendes, das heißt begrifflich gefordertes (kate-

goriales) Einheitsgesetz obwalten. Die Gezweiungskreise mögen ein-

ander fremd und feindlich sein. Das ist gleichsam nur subjektiv, das

heißt nur von der einzelnen Gezweiung aus gesehen! Gerade in

ihren Gegensätzen liegen o b j e k t i v e Einheitsbezüge — woher

sollten sonst diese Gegensätze kommen, worauf sollten sie gründen?

Die Einheits- / bezüge sind, wie oben erwähnt, zweifacher Art: for-

melle nach dem Werte und inhaltliche nach der geistigen Gliedlich-

keit.

Jenes formelle Ordnungsgesetz, sozusagen der Bauplan, den die

Gesellschaft haben muß, ist also: Die Wertschichtung oder Wertab-

stufung, die Rangordnung nach der Zugehörigkeit zu einem Werte,

die absolute, wertpolare Ungleichheit. Das f o r m e l l e G l i e -

d e r u n g s g e s e t z d e r G e s e l l s c h a f t i s t d i e

o r g a -

n i s c h e S c h i c h t u n g n a c h W e r t e n .

Man kann sich jede Gesellschaft nach Art einer „Zwiebel“ (unge-

nauer: Pyramide) geschichtet denken, in welcher die höchsten Werte

die Spitze und zugleich die geringste Anzahl, die geringste Menge,

bilden, die niedrigsten Werte die Grundlage und zugleich die größte

Anzahl, dazu negative Werte wieder eine geringere Menge, so daß

bei einer zeichnerischen Darstellung der Gipfel aber eng und spitz

würde, die Grundlage breit, darunter aber (Zwiebel!) wieder eine

engere Wurzel.

Nun kann man hiergegen einwenden, daß diese Zwiebel ja je

nach dem Wertsystem, nach welchem man ordnete, ganz anders aus-

fallen würde. Das ist durchaus zuzugeben. Nach einem christlichen

Wertsystem z. B. würden die Heiligen zu oberst, die große Zahl der

gewöhnlichen, schwachen Gläubigen zu unterst kommen, die kleine

der Ketzer noch tiefer. Nach jenem der Freidenker wäre die Zwiebel

(Pyramide) wieder anders geordnet. Es ergibt sich also ohne weite-

res, daß jedes Wertsystem eine „Zwiebel“ (Pyramide) ergäbe, das

heißt w e n i g e S p i t z e n w e r t e u n d v i e l e m i t t l e r e ,

n o c h m e h r g e r i n g e W e r t e , die die Grundlage der Pyra-

mide ausfüllen und schließlich wieder wenige negative Werte die