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G e r e c h t i g k e i t s b e g r i f f

z u r

G r u n d l a g e

d e s

R e c h t s b e g r i f f e s

1

. Als die letzte Quelle des Sittlichkeits-

und Rechtsbegriffes erscheinen die führenden Inhalte des objektiven

Geistes: Religion und Philosophie.

Solche Gedanken passen in die heutigen, im Formalen sich er-

schöpfenden Philosophenschulen freilich noch nicht hinein. Die fol-

gende Bemerkung, welche den vorstehenden Gedanken andeuten

will, möge darum nach Belieben überschlagen werden.

/

III. Inhaltliche Bestimmung der Sittlichkeit: Güterlehre

Ist auch eine weitere Entwicklung der Grundsätze der Sittlichkeit

für die G e s e l l s c h a f t s l e h r e nicht unbedingt nötig, so

dürfte es doch zur größeren Klarheit der gesamten in diesem Buch

vertretenen Anschauungen förderlich sein, eine solche hier anzu-

deuten. Es muß allerdings betont werden, daß dieses System der Ge-

sellschaftslehre damit keineswegs steht und fällt.

Das Individuum findet sich, um zunächst von einem dem Kanti-

schen verwandten Ausgangspunkt auszugehen, als vernünftiges We-

sen dem Weltganzen gegenüber. Zum Wesen der Vernunft gehört es

aber, sich als ein System von Bestimmungen mit absoluter Notwen-

digkeit zu finden. Was z. B. logisch richtig ist, ruht in unumstöß-

lichen Denknotwendigkeiten des Geistes.

Vernunft stellt sich ferner als ein System von Beziehungen auf

sich selbst, das ist als Selbstbewußtsein oder Ichheit dar. Diese ver-

nünftige, kristallen fest bestimmte Ichheit findet sich nun in das

Weltganze, das in seinen Grundzügen gleichfalls eindeutig bestimmt

ist, hineingestellt.

N a c h d e m a b e r d i e V e r n u n f t s o w o h l w i e d e r

K o s m o s z w e i f e s t e , i n i h r e n G r u n d z ü g e n a b -

s o l u t b e s t i m m t e G r ö ß e n s i n d , m u ß a u c h d a s

V e r h ä l t n i s d e r V e r n u n f t z u r N a t u r i n i h r e n

G r u n d z ü g e n e i n d e u t i g g e g e b e n s e i n . Daher muß

dieses Verhältnis, das nichts anderes als „Enthaltensein“, „Teil-

nahme“ an der Überganzheit kosmischer Ordnung bedeutet, auch

in seinem inhaltlichen Prinzip erkannt werden können.

1

Uber individualistisches und universalistisches Naturrecht siehe unten S. 577.