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Ist so das Verhältnis der Ichheit als Vernunft zum Kosmos auf

der einen Seite reine Erkenntnis, so ist es auf der anderen Seite

r e i n e t h i s c h , das heißt, es ist eine ontologisch bestimmte Fol-

gerung, die das Ich für das Sollen seines Denkens und Tuns aus je-

nem Verhältnis ziehen muß. Das Sollen hat also keine andere als

eine ontologische, kosmische, eine überganzheitliche Wurzel.

Dann aber bleibt auch das Sollen nicht formal, sondern es muß

ein Grundinhalt des Sollens sich ergeben.

So ergibt sich eine wesenhafte Teilnahme, ein wirkliches Bestand-

teilsein des Ich am Weltganzen, ein Teilsein in einer höheren Ganz-

heit. Diese kosmische Gesellschaftlichkeit des Ich spiegelt sich wider

in dem kosmischen Prinzip der Liebe. Liebe ist nichts anderes als

ein Prinzip wesenhafter Anteilnahme am Sein überhaupt.

Nennen wir dieses Teilnehmen des Ich am Weltganzen kosmologi-

schen Universalismus, so können wir den ganzen Gedankengang

auch so ausdrücken: aus dem k o s m o l o g i s c h e n U n i -

v e r s a l i s m u s f o l g t d e r s i t t l i c h e U n i v e r s a l i s -

m u s ; mit diesem ist dann von selbst der g e s e l l s c h a f t s -

t h e o r e t i s c h e Universalismus gegeben.

Da es ein Objektives, ein Über-Dir, ist, an dem der Einzelne teil-

nimmt, ist ein über dem Einzelnen stehendes Gut gegeben: es

wird d a m i t d i e S i t t e n l e h r e a l s G ü t e r l e h r e ent-

wickelt.

IV. Die gesellschaftliche Sittlichkeit

Eine Sittlichkeit, die sich primär vom Einzelnen — sei es seinem

Nutzen, seiner Autarkie oder selbst seiner „sittlichen Autono-

mie“ — / aus begründet, kann das gesellschaftliche Zusammenle-

ben bloß aus den Vorteilen, die für das Individuum daraus erwach-

sen, ableiten; auf diese Weise also niemals gesellschaftliche Sittlich-

keit werden. Sie bleibt bloße individuelle Sittenlehre, ist utilitarisch

und individualistisch.

Nur eine Sittenlehre, die sich nicht nur aus der Vernünftigkeit

(subjektiven Autonomie) des Ich begründet, sondern u n m i t t e l -

b a r die Gemeinschaft (Gesellschaftlichkeit) zur Wesensbestim-

mung des Ich zu Hilfe nimmt, die also mit einem Worte universali-

stisch statt individualistisch ist, kann gesellschaftliche Sittlichkeit