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„Menschheit“ ist das logisch Erste, „Volkheit“ das Abgeleitete, das

Ganze geht vor dem Teil, Menschheit geht vor Volkheit — aber

Menschheit an sich findet sich nicht, Ganzes an sich findet sich nicht,

nur in Gliedern stellt sich das Ganze dar.

Das lehrt auch die Geschichte. „Menschheit“ an sich ist reine, ab-

strakte, darum letzte Ganzheit. Greifbarer ist schon der „Kultur-

kreis“ („germanischer“ — „asiatischer“ Kreis). Aber erst die Volks- /

geister sind die lebendigen, die geschichtlich wirksamen Glieder,

die das Menschliche in ihrer Weise darstellen, erst sie sind wahre,

dichte Wirklichkeit.

Nicht der Satz „Jedem Narren gefällt seine Kappe“ bezeichnet

daher das Wesentliche des Volkstums, sondern die Geschichte lehrt:

„Jede Geistigkeit kann nur als völkische Geistigkeit wirklich wer-

den.“

Damit ist insbesondere der Begriff des „W e l t b ü r g e r s“ bezeichnet. Das

„Weltbürgertum“ beruht wohl auf einer Erweiterung der geistigen Gemein-

schaft, aber nur als m i x t u m c o m p o s i t u m völkischer Denkinhalte, d e n n

e s g i b t k e i n e i n t e r n a t i o n a l e , ü b e r a l l g l e i c h e B i l d u n g !

Es gibt nur völkische Kunst, völkische Wissenschaft usw. Der Weltbürger gleicht

dem, der in allen philosophischen Systemen b e w a n d e r t ist. Nun bleibt ihm die

Wahl: Eklektiker zu werden oder sich auf die Grundlage einer bestimmten philo-

sophischen Denkweise zu stellen, das heißt die Vergemeinschaftung auf der

Grundlage nationalen Geistes zu vollziehen. — Wenn schöpferische Geister

auf dem so erweiterten Felde fremde Kulturelemente der nationalen Gemein-

schaft einverleiben — z. B. haben L e s s i n g und seine Nachfolger das Drama

Shakespeares, nicht das französische, dem deutschen Kunstgeiste eingegliedert —,

geschieht dies immer in geläuterter, dem völkischen Wesen gemäßer Form. Ge-

rade solche Weiterbildungen und Bereicherungen des völkischen Geistes bewei-

sen, daß die bloße kosmopolitische Erweiterung eines Gemeinschaftskreises nur

eklektisch und chaotisch möglich wäre.

Daraus ergibt sich von selbst: daß j e d e s V o l k s t u m s e i -

n e n e i g e n e n , a b e r n i c h t d e n g l e i c h e n W e r t h a t .

In diesem Satze erst schließt sich die Erkenntnis des Wesens des

Volkstums

1

.

Das Volkstum als arteigene Kulturgemeinschaft begriffen, er-

scheint von selbst als Kultur w e r t ; Betätigung völkischer Gesin-

nung kommt daher einer Pflege von Kulturwerten gleich. Und

j e d e r v ö l k i s c h e S t o l z , j e d e v ö l k i s c h e B e w e -

g u n g i s t s o v i e l w e r t , a l s d i e K u l t u r w e r t i s t ,

1

Eine Ergänzung zu dem Folgenden bietet mein volkstümlicher Vortrag:

Vom Wesen des Volkstums. Was ist deutsch? 3. Aufl., Berlin 1929.