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der reingeistigen Gemeinschaft und dem Handeln. Denn Recht wie

Sittlichkeit sind an sich selber nicht vergemeinschafteter geistiger

Inhalt, sondern nur dessen Vollkommenheitsordnung, dessen Soll-

oder Wertordnung, dessen Zusammenfassung zur Zielsetzung für

das Handeln anstaltlicher Art.

3.

Der B e g r i f f d e s R e c h t e s

Hiermit haben wir für den R e c h t s b e g r i f f folgende Be-

stimmungsstücke :

(1)

Die Fortsetzung, welche das allgemeine Vollkommenheits-,

Wert- und Zielsystem der S i t t l i c h k e i t dadurch findet, daß es

durch das / allgemeine Gerechtigkeitsideal oder überindividuelle

Naturrecht hindurch a n s t a l t l i c h wird und damit konkret =

objektiv, für die Gesellschaft als Ganzes gilt, ist das Recht. Recht

ist angewandte Moral.

(2)

Als objektives (allgemein) und verbindlich geltendes Sat-

zungssystem ist das Recht E i n h e i t s t r ä g e r aller einzelnen

Satzungen. Die Fülle der Sondersatzungen bedarf einer besonderen

Vereinheitlichung, die aber nicht etwa nachträglich erfolgt; sondern

dieses Vielerlei ist nur Ausgliederung aus einer ideellen Einheit des

Rechtes, der primären Ganzheit. Jede Sondersatzung ist nur glied-

haft, unterliegt daher der höheren Einheit des objektiven Rechtes.

(3)

In dem Begriff der Einheitserscheinung ist die H ö c h s t -

g ü l t i g k e i t u n d U n a b l e i t b a r k e i t des Rechtes als

Satzungssystem aus anderen Satzungen (anderen Normensystemen)

gegeben. Im Begriffe der „Höchstgültigkeit“ und „Unableitbarkeit“

haben wir die E n t s p r e c h u n g d e s s e n , w a s b e i m

S t a a t e d i e „ S o u v e r ä n i t ä t “ ist

1

. Das sittlich-religiöse

Normengebäude ist freilich das höhere, vorgeordnete. Aber f o r -

m e l l l e i t e t s i c h R e c h t n u r a u s R e c h t ab

2

.

(4)

Recht als Einheit wird aber nie vollkommen erreicht, sondern

nur in einem bestimmten Grade. Darum ist das Recht als Einheits-

erscheinung (wie auch das Volkstum und der Staat

3

) zugleich nur

1

Daß diese Unableitbarkeit des staatlichen Rechtes keine absolute ist, dar-

über siehe unten S. 613 f.

2

Vgl. oben S. 442.

3

Siehe oben S. 558 f. und unten S. 613 f.