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Der Pflanzstaat unterliegt allerdings in der Geschichte nicht gleich sehr diesen

Neigungen, er hat nicht überall gleiches Gefüge und gleiche Art. So sagt Ranke:

„Die phönizischen Kolonien hatten mehr ein merkantiles und religiöses Interesse,

das sich nur in Karthago zu einem politischen erweiterte. Aber die Besitznahme

aller benachbarten Küsten durch Kolonien, welche das eigentümliche griechische

Leben nach allen Seiten ausbreiteten, hatten eine politische und nationale Be-

deutung.“’

F .

D i e L e i t u n g s f o r m e n d e s S t a a t e s

Die Leitungsformen des Staates oder die herkömmlich so genann-

ten „Staatsformen“ haben schon Platon und Aristoteles in Monar-

chie (Einzelherrschaft), Aristokratie (Herrschaft Bevorzugter) ein-

geteilt. Demokratie (Volksherrschaft) und deren Entartungen: Des-

potie, Oligarchie, Ochlokratie. — Diesen fügt Platon als siebente

und beste jene hinzu, in welcher der Herrscher „wahrhaft mit Wis-

sen ausgestattet ist“

* * 2

und welche man aus allen übrigen Verfassun-

gen unterscheiden muß „wie einen Gott aus den Menschen“

3

. —

Die neuere Monarchie pflegt man als absolutistisch und konstitutio-

nell zu unterscheiden. Unter Demokratie wird nur die Herrschaft

des Volkes überhaupt verstanden, die aber auch formell in einer

Monarchie möglich ist (England).

An Stelle des Begriffes der Staatsform sollte besser der der Re-

g i e r u n g s f o r m treten, denn es handelt sich bei diesen Eintei-

lungen nur darum, wie die Spitze des Staates aussieht, nicht aber um

sein inneres Gefüge und auch nur zum Teil um die Art der Willens-

bildung.

Die Frage nach dem Werte der Regierungsformen kann nicht bloß

als eine technisch-organisatorische, sie muß weit mehr als eine solche

individualistischer oder universalistischer Staatsauffassung betrach-

tet werden. Sie lautet: in welcher Leitungsform des Staa- / tes wer-

den die wesensgemäßen Kräfte, die Besten in den Sattel gesetzt? —

In der Organisationslehre hat sich ergeben, daß nur die bedeutend-

sten, die besten Kräfte wesensgemäß herrschen; wo eine Organisa-

tionsform vorhanden ist, die die Herrschaft der Besten erschwert,

ja unmöglich macht, droht der Niedergang. Daher ist die volle

’ Leopold von Ranke: Weltgeschichte, 6 Tle, 2 Abteilungen, TI 1: Die

älteste historische Völkergruppe und die Griechen, 4. Aufl., Leipzig 1881, S. 97.

2

Platon: Politikos, 33, 293 D.

3

Platon: Politikos, 41, 303 B.

39’