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In diesem, vielleicht größten Wort der Religionsgeschichte liegt

der Schlüssel für alle Fragen, die mit dem Verhältnis von Religion

und Welt und insbesondere von Mystik und Welt Zusammenhängen.

Diese Frage ist so wichtig, daß wir sie von Anfang an entwickeln

müssen.

Der im Gotteserlebnis verzückte Mystiker ist gewiß von der Welt

abgewandt. Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Das ist die erste

und oberste Grundtatsache aller Mystik. Aber nun die andere: Es

ist dem Menschen nicht gegeben, in diesem Zustand zu verharren.

Wir leben nicht in der Verzückung, nicht im Schauen. Aber wir

nehmen vom Schauen e t w a s i n d i e W e l t m i t . Und das

verbindet die beiden scheinbar einander ausschließenden Worte:

„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“

1

, und: „Gebet dem Kaiser,

was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist“

2

.

Mit anderen Worten: Durch die absolute Überhöhung des irdisch-

natürlichen Seins vermittels der mystischen Erfahrung wird das

irdische Leben des Menschen seiner Realität, seiner Aufgaben und

seines Ernstes nicht entkleidet, sondern vielmehr umgekehrt in ein

höheres Licht gehoben; es wird auf jenes höhere Wertreich stets

innerlich bezogen, gleichwie Eichendorff sagt: /

„Die Freude kann nicht gleich verklingen,

Und von des Tages Glanz und Lust

Ist so auch mir ein heimlich Singen

Geblieben in der tiefsten Brust.“

Das ist freilich nicht leicht durchzuführen. Aber an dieser Auf-

gabe, das Irdische in uns mit dem Überirdischen in uns zu verbinden,

und zwar im realen Fortgang des Lebens, muß sich jede Religion

versuchen. Ja, dieser Versuch ist ihr Um-und-auf.

Überall dort, wo die Religionen oder einzelnen Richtungen in

ihnen eine nackte Askese, eine völlige Abkehr von der Welt zu leh-

ren versuchten, überall dort verfehlten sie in Wahrheit ihr Ziel. Sie

veräußerlichten den mystischen Weg oder sie verallgemeinerten ihn

auf durchaus falsche Weise, denn sie mußten dabei immer annehmen,

das mystische Schauen lasse sich als Dauerzustand aufrecht erhalten,

der Mensch vermöge es, schon hienieden nur in Gott zu leben.

1

Johannes 18, 36.

2

Lukas 20, 25.