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198

Die kategoriale E n t s p r e c h u n g v o n I m m a n e n z u n d

T r a n s z e n d e n z philosophisch einsichtig gemacht und dadurch

einen verständniserweckenden Zugang zu allen Lehren und Worten

geöffnet zu haben, die sonst so leicht pantheistisch mißverstanden

werden können, gehört wohl zu den fruchtbarsten und in die Zu-

kunft weisenden Leistungen der Ganzheitslehre. In dem alle Ge-

schöpfe wesen, der west in allen Geschöpfen: das ist der Grund-

gedanke der großen Religionen. „Gott fließt in alle Kreaturen und

bleibt doch von allem unberührt“

13

. „Die Seele hat einen Funken,

dessen Durst Gott nur mit sich selbst stillt, ja im inneren Grunde

ist Gott der Seele näher und inwendiger als sie sich selbst“

14

. Alle

diese sonst so befremdlichen Aussprüche der Mystiker werden durch

die ganzheitlichen Kategorien der Rückverbundenheit immer selbst-

verständlicher. Und von hier aus ist es nur mehr eine folgerichtige

Weiterführung der Weise des Fünkleins, wenn dem seinem Schöpfer

„ebenbildlichen“ Menschen die Möglichkeit eingeräumt wird, seinen

innersten Wesensgrund auch zu e r l e b e n . Diese Erlebnismöglich-

keit

15

zeigt die Kategorienlehre auf durch die Weise der Abge-

schiedenheit. „ D i e R ü c k v e r b u n d e n h e i t d e s G l i e -

d e s i m F ü n k l e i n h a t d i e W e i s e d e r A b g e s c h i e -

d e n h e i t ( E k s t a s e ) “ (Bd 9, 236).

Die Geschöpfe haben das Fünklein zwar an ihrem Grunde, sie

können es jedoch nicht zur Erweckung bringen, sie können seiner

nicht bewußt werden und haben es daher in diesem Sinne nicht.

Meister Eckehart predigt: „Mein Wesen hängt daran, daß mir Gott

nahe und gegenwärtig ist. Also ist er es auch einem Steine und

Holze, aber sie wissen es nicht. Wüßte das Holz und erkennte, wie

nahe er ihm ist, so wie der höchste Engel es erkennt, das Holz wäre

so selig wie der höchste Engel. Und darum ist ein Mensch seliger als

ein Holz . . . Nicht ist er davon selig, daß Gott in ihm und ihm so

nahe ist und er Gott hat; aber davon, daß er Gott erkennt“

16

.

13

Meister Eckhart, S. 81, Zeile 9.

14

Johannes Tauler: Schriften und Predigten, Bd 1, Jena 1912, S. 22.

15

Ihre Aktualisierung ist freilich erst gegeben durch die (mystische) Erfahrung.

16

Meister Eckhart, S. 221, Zeile 9—19.